piwik no script img

Ins Exil an die Krumme Lanke?

Steglitz-Zehlendorf hat dem Korea-Verband einen Ersatzort für dessen „Trostfrauen“-Statue angeboten

Von Marina Mai

Wird die sogenannte Trostfrauenstatue aus Moabit an die Krumme Lanke ziehen? Die BVV Steglitz-Zehlendorf hat dafür den Weg freigemacht. Bei vier Enthaltungen aus der CDU beschlossen die Bezirksverordneten, dass das Mahnmal gegen Zwangsprostitution in kriegerischen Konflikten auf ein öffentliches Grundstück im Bezirk ziehen darf, falls der Korea-Verband es in Mitte entfernen muss.

Erinnerungskultur sei dem Bezirk wichtig, begründet die Grünen-Verordnete Johanna Martens den Beschluss. Auch wolle man nicht, „dass die Statue ohne Alternative verschwindet“. Hinzu komme, dass Steglitz-Zehlendorf eine Städtepartnerschaft mit einem Bezirk der koreanischen Hauptstadt Seoul hat.

Der Korea-Verband hatte 2020 die Statue, die eine koreanische Zwangsprostituierte darstellt, mit Genehmigung des Bezirks Mitte in Moabit aufgestellt. Das Bezirksamt forderte den Verband später auf, die Statue bis Ende Oktober zu entfernen, dieser klagte dagegen vor dem Verwaltungsgericht, eine Entscheidung steht aus.

Offiziell begründet der Bezirk die Aufforderung zur Entfernung mit formalen Aspekten. Der Korea-Verband vermutet jedoch Druck der japanischen Regierung, der das Denkmal ein Dorn im Auge ist. An vielen Orten weltweit, wo ähnliche Statuen stehen, drängt Japan auf diplomatischem Weg auf deren Entfernung.

Mitte hat dem Korea-Verband auch vorgeschlagen, die Statue auf einem öffentlich zugänglichen Privatgelände aufzustellen, die evangelische Kirche wollte ein Grundstück in Moabit dafür finden. Das lehnt der Verband jedoch mit Verweis auf seinen konfessionell und politisch unabhängigen Charakter ab. In einem Vergleichsantrag an den Bezirk forderte er zudem, dass ein neuer Standort in der Nähe des von ihm aufgebauten Museums der Trostfrauen in Moabit liegen müsse: Statue und Museum würden gemeinsam für die Arbeit mit Jugendlichen zu den Themen Zwangsprostitution und sexualisierte Gewalt genutzt.

Den Beschluss aus Steglitz-Zehlendorf begrüßt der Korea-Verband: „Für den Notfall ist es schön zu wissen, dass es ein solches Angebot gibt“, sagt Nataly Jung-Hwa Han der taz. „Prioritär ist es aber für uns, in Moabit zu bleiben, weil wir hier unsere Räume für die pädagogische Arbeit haben.“ Zudem sei das Denkmal von der Nachbarschaft in Moabit gewollt, es werde gepflegt und vor Vandalismus geschützt.

„Wir warten den Gerichtsentscheid ab und werden vorher keine Entscheidung treffen,“ so Han. Im Falle eines für den Korea-Verband positiven Entscheids habe man auch keine Probleme, an der Krummen Lanke eine zweite Statue aufzustellen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen