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Die große Herausforderung

Konnys Wunsch erfüllen; das Projekt taz weiterführen

Ich bin ein Auslaufmodell, hier übernehmen bald andere.“ Als ich Konny diesen Satz zum ersten Mal am Telefon zu einer Genossin sagen hörte, erschrak ich. Hatten wir, das Genossenschafts­team, Konny das Gefühl gegeben, keinen wertvollen Beitrag mehr zu leisten?

Nach jahrzehntelanger, auch Opfer fordernder Arbeit für das Projekt taz ist das das Letzte, was meine Kol­le­g*in­nen und ich wollen. Ohne Konny keine taz. Das habe ich in meiner Anfangszeit im linken Verlagshaus sofort gelernt. In der taz, vor allem in der taz Genossenschaft, ist Konny Gellenbeck die Sonne im System.

Als wir uns noch gar nicht persönlich begegnet waren, kreisten viele Gespräche in meinem Bewerbungsprozess schon um Frau Gellenbeck. Absurderweise muss man das sagen, denn wenn Konny eins wirklich nicht mag, dann ist es Personenkult. Und am allerwenigsten mag sie, wenn es um ihre eigene Person geht.

Bei ihr dreht sich alles um die taz. Das Projekt mit all den hunderten Menschen, die es geprägt haben, die tagtäglich daran arbeiten, es weiterzuführen für eine unabhängige Medienstimme, freie Presse und eine starke Demokratie. Diese Werte lebt Konny und hat auf dieser Grundlage und ihrer unermüdlichen Arbeit die taz Genossenschaft zu einem stabilen Fundament auch für bewegte Zeiten entwickelt. Stabil, aber nicht starr. Die Genossenschaft ist durch die Beteiligung vieler zu einem Erfolgsmodell geworden und braucht diese vielen, um auch in Zukunft erfolgreich bestehen zu können.

Was Konny in ihren Teams immer geschafft hat – Leute verschiedenen Alters und verschiedener Hintergründe, Lebenserfahrungen und Meinungen erfolgreich zu organisieren und zu begeistern, dass sich etwas Größeres entfaltet –, ist die größte Herausforderung für die taz Genossenschaft und letztlich auch unserer Zeit: viele und gleichzeitig Verschiedene für eine gemeinsame Sache zusammenzubringen.

Konnys langsamer Rückzug ist mit ihrem größten Wunsch verbunden, dass ihre erreichte Arbeit weitergeführt wird und dass weiterhin junge Menschen mit der taz erreicht und für die taz begeistert werden können. Es ist ihr unbedingter Wille, die taz Genossenschaft zu einem generationenübergreifenden Projekt zu machen, in dem Ältere und Junge zusammenkommen.

Wir bekommen von Konny ein großes Erbe, das mit einer großen Verpflichtung verbunden ist. Für mich persönlich sind es riesige Fußstapfen. Aber wir haben hier von der Besten gelernt und tun es weiterhin. Ein Auslaufmodell ist Konny sicherlich nicht und wird es nie sein.

Lana Wittig, seit 2023 Leite­rin der taz-Genossenschaft

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