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Wenn die Netten einfach überall sind

Am Sonntagabend müssen wir noch schnell in den Kiosk: Das große Kind braucht am nächsten Tag für die Schule ein Wichtelgeschenk. Chips und vegane Katjes. Während ich bezahle, fragt das jüngere Geschwister, ob es diesen Schokoriegel oder jene Bonbons haben kann. „‚Kauf mir was‘ – das kenne ich“, sagt der Verkäufer.

Ich schaue überrascht auf. Ein freundlicher Mann mit schwarzgrauem Bart und Haaren sowie klugen, wachen Augen. Dass ich ihn erst jetzt wahrnehme, liegt nicht an den Süßigkeitentürmen, die zwischen uns aufgebaut sind, sondern daran, dass ich nicht erwartet hatte, hier auf jemand zu stoßen, mit dem ich mich gut unterhalten kann. „Wie alt sind ihre Kinder?“, frage ich ihn. „15 und 19, aber das ändert sich nicht“, sagt er. „Kauf mir ein Auto?“ Er lacht. „Ja, genau so.“ Dann wird er ernst. „Es gibt so viele Menschen, die immer mehr haben wollen und nicht sehen, wie viel sie schon haben, wie gut es uns hier geht.“ Ich nicke, das hatte ich in den letzten Wochen auch oft gedacht.

Bremen-­Neustadt

44.700 Ein­wohner*innen.

In dem links der Weser gelegenen Stadtteil kann man in der Kornstraße auch unverpackt einkaufen. Da finden sich auch Süßigkeiten. Sonntags hat der Laden allerdings zu.

Draußen sagt das kleine Kind, es fände es so schön, auf jemand wie den Kioskverkäufer zu stoßen. „Dann denke ich, es gibt doch ganz viele nette Menschen.“ Eiken Bruhn

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