piwik no script img

Betrug mit Vanessa

Historisches Lovegrooming in Edenkoben

Satire ist immer zeitgebunden. Ob jemand über etwas lacht, hängt auch davon ab, ob der aktuelle Bezug verstanden wird. Manchmal ist jedoch der komische Gehalt von historischen Gegebenheiten abhängig. „Vorsicht bei Kontaktaufnahme mit ‚Vanessa‘“ war gestern eine eher dröge Polizeimeldung aus dem rheinland-pfälzischen Edenkoben betitelt. Einer aber hätte über den Fall von „Lovegrooming-Betrug“ ganz sicher sehr gelacht: Jonathan Swift. Ein naiver Mann zahlt einer Vermittlungsagentur vorab 3.500 Euro, um eine Frau kennenzulernen, die sich „Vanessa“ nennt. Das Geld soll er wiederbekommen, es verschwindet aber spurlos wie die Dame. Und was hat der irische Satiriker Jonathan Swift, der weltberühmt wurde durch „Gullivers Reisen“ und 1745 verstarb, mit dem Liebesbetrug zu tun? Der exzentrische Ire hatte eine Geliebte namens Esther Vanhomrigh. Um sie vor anderen Damen seines Lebens zu verbergen, erfand Swift für sie ein Pseudonym und einen immer noch sehr beliebten weiblichen Vornamen: Vanessa. Die, wenn schon nicht im paradiesischen Eden, so doch im rheinland-pfälzischen Edenkoben bis heute ihr Liebesunwesen treibt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen