: Alarmglocken an den Schulen
GEWALT CDU sieht überall prügelnde Schüler, der Rest der Bürgerschaft ein erhöhtes Anzeigeniveau
Christoph de Vries hört „die Alarmglocken läuten“. Die Gewalt an Hamburgs Schulen sei exorbitant gestiegen, hat der CDU-Abgeordnete errechnet. Und er befürchtet eine weitere Steigerung „wegen der wachsenden Zahl von Förderschülern an Stadtteilschulen“, so de Vries in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft. Dafür fing er sich von Dora Heyenn, Fraktionschefin der Linken und Lehrerin, den Vorwurf der „Stigmatisierung“ ein.
Eine Große Anfrage der CDU hatte zutage gebracht, dass im Schuljahr 2009/2010 in den Schulen der Stadt 159 Fälle von Sexualdelikten, Raub, gefährlicher Körperverletzung oder Verstößen gegen das Waffengesetz gemeldet wurden. Im Schuljahr 2010/2011 seien es bereits 221 Fälle gewesen. Bei einfachen Körperverletzungen oder Diebstählen ist die Zahl sogar von 348 auf 662 gestiegen.
Man solle das „nicht zu sehr dramatisieren“, riet Lars Holster (SPD). Die Zahlen seien auf ein verändertes Meldeverhalten der Schulen zurückzuführen. Nicht die Vorfälle hätten zugenommen, „sondern die Anzeigen“, glaubt auch Stefanie von Berg (GAL). Ob das stimmt oder nicht, ist der FDP nach unklar, so Anna von Treuenfels. „In jedem Fall darf die Gewaltprävention nicht geschwächt, sondern verstärkt unterstützt werden“, forderte sie. Dafür müsse die Schulbehörde Geld bereitstellen.
„Reißerische Parolen“ warf Christiane Schneider (Linke) dem CDU-Abgeordneten Walter Scheuerl vor. In einem Rundbrief der Initiative „Wir wollen lernen“ wird behauptet, die Abschaffung von Noten würde Schüler ermuntern, auch „andere Grenzen zu überschreiten“, zitierte Schneider: „Das ist infam.“
Schulsenator Ties Rabe (SPD) wehrte sich gegen Unterstellungen, in diesem Bereich gekürzt zu haben. Im Gegenteil sei die Beratungsstelle Gewaltprävention von zwölf auf 17 BeraterInnen verstärkt worden. Er gehe davon aus, dass die Fallzahlen noch steigen werden, wenn alle Schulen Vorfälle vollständig melden würden. Denn das würden manche eben nicht tun – aus Furcht um ihren Ruf. SMV