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Mitternacht im Libanon

Ende unserer ganz und gar gruseligen Gruselgeschichte zum Ausschneiden!

Halloweengoodbyberlinfoto: dpa

Die komplett fade und komplett krätzigschmeckende Kürbissuppe ergoss sich über den mit allen Fasern seines Gehirns splitternackt seienden Naim Kassim. So ein Gourmetmist aber auch! Der Analyst von ALLEM, den der Kreis der Waisen „Naim, der Naive“ oder „Kassier-Kassim“ nannte, wegen seiner Verstrickungen in unterirdische Bankgeschäfte, reiherte, wie es ihm schon sein Milizenaufenthalt einst in Irak gelehrt hatte. Als er wieder zu sich kam, standen die Decknamen von Kathi und Miri vor ihm. Sie waren sehr schön anzusehen und leuchteten in ihrer subversiven Letterität verführerisch. Keine Spur mehr eines erdigen Erdlochaufenthalts geisterte durch Kathi und Miri hindurch; sie waren auf eine magisch morbide Weise einzig angekränkelt von, ja, von was eigentlich? Es schlug 0 Uhr. Es war Mitternacht. Merkwürdige Geräusche waren zu hören. Es knackte. Der Wind heulte. Kathi und Miri lagen in ihren Betten und versteckten sich unter ihren Decken. Sie zitterten vor Angst. „Kathi, kannst du schnell das Licht anschalten?“, fragte Miri. „Das Licht funktioniert nicht mehr. Alles ist ausgeschaltet“, antwortete Naim Kassim. Er schwitzte heftig unter seinem verrutschten Handtuchturban. Erst vor wenigen Minuten war die erste seiner letzten Videoansprachen viral gegangen. Er hatte etwas Hoffnung in die verstreute Welt aussenden wollen. Aber waren auch Miri und Kathi von Hoffnung getragen? Beiden war die Angst und Hilflosigkeit ins Gesicht geschrieben. Miri traute sich nicht unter der Bettdecke hervorzukriechen. „Es ist gruselig, Naim Kassim. Ich habe Angst“, sagte sie. Die Geräusche wurden immer intensiver. Auf einmal klopfte es gegen das Fenster. Es hörte sich an wie Peitschenschläge. Zisch. Peng. Zisch und Peng. Es hörte nicht auf. „Was können wir nur tun?“, fragte Kathi. „Ich habe eine Idee“, antwortete Naim Kassim. „Wir zeigen uns offen für Lösungen unter bestimmten Bedingungen!“ – „Das ist eine gute Idee!“, fanden auch Miri und Kathi. Das Kommandozentrum, die Waffenlager und Spähposten atmeten auf. Der Spuk sollte bald endlich zu Ende sein. Oder nicht?

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