: Die Deutsche Bahn dreht wieder am ganz großen Rad
VERKEHR Bis 2020 möchte die Bahn der weltweit größte Mobilitäts- und Logistikkonzern werden
BERLIN taz | Die bundeseigene Deutsche Bahn, die in Deutschland immer wieder mit Zugausfällen zu kämpfen hat, will hoch hinaus. Bis zum Jahr 2020 möchte der Konzern zum weltweit führenden Anbieter für Mobilitäts- und Logistikdienstleistungen werden. Das ist der Kern der neuen Strategie 2020, die Bahnchef Rüdiger Grube am Donnerstag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts 2011 präsentierte. Ziel ist, vom stark wachsenden Verkehrsaufkommen in aller Welt zu profitieren. Das Kerngeschäft in Deutschland werde darunter aber nicht leiden, versprach die Bahn. Sonst würde man nicht Milliarden in neue Züge und Schienen investieren.
„Mit unserer neuen Unternehmensstrategie wollen wir Ökonomie, Soziales und Ökologie in Einklang bringen“, versprach Grube. Dies bedeute einen „deutlichen Wandel im Vergleich zur Vergangenheit“. Grubes Vorgänger Hartmut Mehdorn hatte den Bahnkonzern im Vorgriff auf den letztlich gescheiterten Börsengang knallhart auf Rendite getrimmt.
Nun möchte die Bahn einer der zehn beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands werden. Das gebiete der demografische Wandel, der den Wettbewerb um Talente verschärfen werde, so Grube. Zudem müsse die Bahn eine Vorreiterin im Umweltbereich sein. Bis 2020 solle die Bahn zu 35 Prozent Ökostrom nutzen, bis 2050 zu 100 Prozent. Der Schienenlärm solle bis 2020 halbiert werden, vor allem durch Anschaffung neuer Bremsen für Güterwaggons. Auch sollen Fahrzeuge effizienter werden. Verbesserungen in der Umweltbilanz seien nötig, um die Akzeptanz des Unternehmens in der Bevölkerung zu erhalten und neue Ausschreibungen zu gewinnen.
Im vergangenen Jahr erhöhte sich der Umsatz der Bahn im Vergleich zu 2010 um 10,1 Prozent auf knapp 38 Milliarden Euro. Der Nettogewinn stieg 2011 um knapp 26 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Im Fernverkehr ging allerdings, gemessen an Personenkilometern, die Verkehrsleistung zurück. Die Bahn führt dies darauf zurück, dass sie 2010 vom Pilotenstreik und der Aschewolke eines isländischen Vulkans profitierte. RICHARD ROTHER