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Wahrheit hebt die Schere

Wir voll mit Aura, aber Jugendwort verschlafen

Bildtextscherenfoto: dpa

Wir geben zu: Die Wahrheit wird alt. Wir gehen nicht mehr mit der Zeit, wir hängen hinterher, wir rollen nicht mehr yolo. Denn die Meldung kam am Samstag, da waren wir schon nicht mehr auf der Messe in Frankfurt: Das Jugendwort des Jahres 2024 wurde verkündet. Wie jedes Jahr trat auch diesmal ein Mann aus einem Portal in Stuttgart und sprach es, das Wort. Und siehe, es hieß „Aura“. Ja, richtig gelesen: Aura. Latein. So wie Aula und Argusauge, so ein schönes, klassisches Jugendwort ist es diesmal geworden. Auf Platz 2 landete „Talahon“, das steht zurecht da, das versteht man nämlich nicht. Heißt wohl so was wie: Typ, der in Fake-Markenklamotten gewandet ist und deshalb rassistisch beäugt wird. Oder wie die in Langenscheidt gekleidete schwedische Akademie sagt: „junge Männer mit stereotypischer Optik“. Hm. Muss es nicht „stereotyper“ heißen? Aber die werden es wohl besser wissen. Sind ja Langenscheidt. Platz 3 ist für uns wieder interessanter: „Schere“. Ja, genau, das Ding, das kleine Kinder nicht dürfen. Mit „Schere“ gibt man Fehler zu. Dann „hebt man die Schere“, um sich dazu zu bekennen und es zuzugeben. Na, wer hat jetzt die Schere im Kopf?

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