brief des tages:
Bornierte Vorstellung
„Dann sollen sie doch“, taz vom 10. 9. 24
Bernhard Becker verfehlt das Wesen autoritärer Bestrebungen, wenn er glaubt, ihre Parteien würden sich am Erfolg irgendwelcher politischer Sacharbeit messen lassen. Wir wissen alle, dass eine AfD-Regierung für Thüringen absolut kontraproduktiv und irrational wäre. Natürlich werden Thüringen die ausländischen Arbeitskräfte schmerzlich fehlen. Natürlich würden Investitionen vorerst einbrechen, das kulturelle Leben noch mehr verarmen. Das heißt aber alles nicht, dass die AfD ihre Ziele nicht erreichen würde.
Becker sollte sich dringend von der bornierten Vorstellung verabschieden, ein paar Arbeitsmarktdaten, ein paar Gerichtsurteile würden die AfD entzaubern, weil das seit Beginn der BRD allen Parteien so ergangen sei. Wir reden hier von Faschisten, die einen anderen Staat wollen, und die werden ihn errichten, wenn man sie lässt. Dass das in allen erdenklichen Dimensionen dysfunktional wäre, mag für Herrn Becker zwar nicht so evident sein, aber das wird dann nicht das Problem der regierenden Potentaten sein, sondern der Menschen, die unter deren Herrschaft leben müssen, zuallererst natürlich der Andersdenkenden und derer, die aus AfD-Sicht nicht dazugehören.
Moritz Koneffke, Jena
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
