das wetter: König der Zugbrücke
Ein Recke, ein Mönch und ein Bettler trafen sich an der Kreuzung vor der Burg. Da beanspruchte der heldenhafte Recke, als erster über die Zugbrücke ins alte Gemäuer zu gelangen. Der Mönch war voller Demut, aber da Demut die größte aller Kräfte ist, ließ er den Bettler als ersten das Königreich betreten. Der König, der das Dreigespann von der Zinne aus beobachtet hatte, eilte hinab und stieß den Bettler in den Wassergraben. Niemand sollte sagen, ein Bettler sei der König der Zugbrücke. In aller Demut bat da der Mönch den Recken, den König zu enthaupten. Der tat, wie ihm geheißen, wurde aber von der Palastwache niedergestreckt. Der König ist tot, es lebe der König, rief der Mönch und erklärte den Bettler zum Regenten. Gerührt schworen die Gardisten dem Bettler ewige Treue. Wisse: Es braucht Recken und Mönche, um einen Bettler zum König zu machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen