EIN GESCHENK : Die Füchsin
Mit Facebook ist es ja so, dass man nicht immer alles ernst meint, was man da schreibt. Manchmal übertreibt man oder sagt dumme Sachen oder wünscht sich irgendwas. Eines Abends poste ich den Link zu einem englischen Onlineshop, die machen schöne Dinge mit Füchsen, und es gibt da einen Ring, den ich toll finde. „Ich hätte gerne diesen hier“, schreibe ich dazu, „Lieferadresse auf Anfrage.“
Ich denke, das wird wieder so ein Eintrag, auf den keiner antwortet. Kurz später schreibt ein Typ, er würde mir den Ring gerne schenken. Quatsch, schreibe ich. Doch, schreibt er. Ich kenne ihn gar nicht. Er hat mir vor ein paar Wochen mal eine Nachricht geschrieben, weil er etwas von mir in der Zeitung gelesen hatte. Ich gucke seine Seite an, er ist auch mit Freunden von mir befreundet. Er wird schon kein Massenmörder sein, denke ich. Ich sage ihm die Adresse. Zwei Wochen lang passiert nichts. Ich erzähle meinem Freund, ein verrückter Mann will mir einen Ring schenken. Der Typ schreibt nochmal: Die Post hätte gesagt, die Hausnummer sei falsch. Er ruft bei der Post an, viele Male, irgendetwas ist kompliziert, und dann sagt er: Gut, morgen.
Tatsächlich klingelt am nächsten Tag der Paketmann und gibt mir einen Umschlag. Beim Frühstück mache ich ihn auf – er ist leer. Es ist nur ein Zettel drin, wegen Rückgaberecht und so. Da steht, dass ich hoffentlich mit meinem Einkauf zufrieden sei. Nee, irgendwie nicht. Ich rufe die Servicenummer an und sage, der Umschlag ist leer. Die Servicefrau redet ein unendlich schnelles Englisch, aber sie ist sehr nett und sagt sorry, sie schicke es nochmal los. Zwei Tage später kommt der gleiche Paketmann mit einem zweiten Umschlag. Diesmal fühle ich gleich nach, es ist was drin. „Was bestellst du da immer aus England, per Express?“, fragt er. „Füchsinnen“, sage ich, obwohl es ihn nichts angeht. Der Ring passt perfekt. MARGARETE STOKOWSKI