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Archiv-Artikel

Wenn der Qi-Fluss mal verstopft ist

KOMBI Ein gutes Team: Die Alternative und die Schulmedizin schließen sich nicht gegenseitig aus

Alternative und ergänzende Heilmethoden (AH) finden sich für fast alle Krankheiten. Doch wann profitieren Patienten besonders davon? Und in welchen Situationen sollte man die Finger davon lassen? Besonders gute Ergebnisse erzielen die AH in der Behandlung von chronischen Krankheitsbildern sowie in der Vorbeugung bei Krankheiten. Akute Notfälle wie Schlaganfall oder Herzinfarkt sollten hingegen lieber den Händen der Schulmediziner anvertraut werden. Unter der Bezeichnung „Integrative Medizin“ versteht man das gemeinsame Praktizieren von Elementen aus der Schulmedizin und den AH. Durch diese Kombination profitiert der Patient und kann auf die Vorteile der oftmals sanfteren AH zurückgreifen, die den Menschen nicht nur als biologischen Organismus sehen, sondern auch soziale und psychische Dimensionen berücksichtigen.

Welche Behandlungsmethoden helfen bei welchen Krankheiten? Die Akupunktur, eine Methode, die durch Stechen dünner Nadeln an bestimmten Körperstellen den Fluss der Lebensenergie – des Qi – reguliert, stammt aus China. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt ihre Verwendung für etwa 40 unterschiedliche Krankheiten. Besonders Schmerzpatienten können sich von der Akupunktur Abhilfe versprechen. Die einzigen Indikationen, welche die gesetzliche Krankenkasse bezahlen, sind chronische Rückenschmerzen und der verschleißbedingte Knieschmerz. Doch auch bei Kopfschmerzen wirkt die Akupunktur mindestens so gut wie Tabletten. Weiterhin können allergische Krankheiten positiv beeinflusst werden und der Heuschnupfen zum Beispiel kann durch Nadelbehandlungen vor dem Pollenflug gebessert werden. In der Geburtshilfe werden Punkte auf der Blasenleitbahn gestochen, die den Geburtsvorgang erleichtern. Doch nicht nur bei körperlichen Beschwerden punktet die Akupunktur. Auch bei stressbedingten Störungen wie dem Burn-out-Syndrom kann ein entspannender Effekt erzielt werden.

Der aus Indien stammende Yoga und die aus chinesischen Bewegungslehren Tai-Chi und Qi-Gong besitzen eine große Gemeinsamkeit: die ruhige, meditative Bewegung. Statt Muckipumpen ist Konzentration angesagt. Der Atem wird kontrolliert und die einzelnen Bewegungselemente werden auf das Atmen abgestimmt. Neben der Muskelkräftigung und dem Training des Herz-Kreislauf-Systems haben diese Disziplinen einen weiteren Vorteil: Sie beruhigen die Psyche des Menschen. Regelmäßig praktiziert wirken sie gegen Stress. Sie verbessern den Nachtschlaf, senken Blutdruck und fördern durch die fokussierte Selbstwahrnehmung ein positives Grundgefühl. Das wirkt depressiven Zuständen, wie sie beispielsweise beim Burn-out-Syndrom auftreten, entgegen.

Auch in heimischen Gefilden wurden seit Menschengedenken Pflanzenbestandteile als Medikamente benutzt. Viele industriell hergestellte Routinemedikamente stammen ursprünglich aus dem Pflanzenreich. Aspirin etwa ist der Nachfahre des Salicylats aus der Weidenrinde. Herzglycoside wurden ursprünglich aus Fingerhut, Maiglöckchen und anderen Pflanzen isoliert. Die synthetisierten Medikamente sind reiner und berechenbarer. Doch die pflanzlichen Mittel werden direkt von der Natur bereitgestellt.

MARKUS HAHN UND TIMO REUTER

■ Buchtipp: „Phytopraxis“ von Markus Wiesenauer