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Wenn man in Masse in der Unterführung gefangen ist

Uelzens Wahrzeichen ist der Hundertwasser-Bahnhof, aber als mein Kind und ich ankommen, bleibt niemand stehen, um den welligen Boden und die bonbonartigen Säulen zu bewundern. Auch die Hunderte Menschen, die später den gesamten Bahnhof füllen, sind nicht für Hundertwasser gekommen. Ausgefallene Züge, ein EM-Spiel irgendwo, höre ich im Menschenmeer als Erklärungen.

Sie alle wollen über die Unterführung zu Gleis 302, Treppen dazu gibt es nur auf einer Seite. Und die sind bereits befüllt, als wir uns hinten anstellen. Wir werden noch in den engen Gang geschoben. Dann stockt es. Es gibt kein vor oder zurück. „Darf ich mal durch? Mein Zug kommt in 5 Minuten“, fragt eine Person mittendrin. „Unser aller Zug!“, sprudeln mehrere Menschen ihr entgegen.

Uelzen

34.000 Ein­wohner*innen.

Die Attraktion der niedersächsischen Hansestadt ist der Bahnhof, der für die Weltausstellung Expo 2000 nach einem Konzept von Friedensreich Hundertwasser umgebaut wurde.

Erst als unser aller Zug ankommt, bewegt sich der Menschensee. Die gerade Angekommenen drücken sich als Rinnsal an der Wand an uns vorbei. Während wir wie eine Welle den Gang entlang gleiten, die Treppen hoch zum Gleis und in den Zug, wo wir schweißnass in freie Lücken weichen. Der Zug wartet ein paar Minuten, aber der Fluss nimmt nicht ab. Die Türen gehen zu. Wir lassen den Hundertwasserbahnhof mit der noch nachrückenden Reiseflut zurück. Leila van Rinsum

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