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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Staub unterm Teppich deponiert

■ betr.: „RWE will Kohlekraftwerke reinwaschen“, taz vom 19. 8. 09

Das ist so, als ob ich meinen Staub sauge und dann unter dem Teppich deponiere. Das verkaufe ich dann als großen technologischen Fortschritt. Die Umwelt wird nicht mehr belastet. Ob der Wirtschaftsminister auch zur Eröffnung kommt? Wo kann ich Forschungsmittel beantragen? Oder bekomme ich jetzt einen Umweltpreis? Ich entlaste ja schließlich die Müllabfuhr und Müllverbrennung. Wie kann man mit solchem Verve wieder in eine technologische Sackgasse laufen? ANDREAS SCHÄFER, Solingen

Coca-Cola heiß auf Bionade

■ betr.: „Mit Bedeutung versetzte Brause“, taz vom 15./16. 8. 09

Warum war Coca-Cola denn so heiß darauf, den unliebsamen Querulanten und an Bedeutung gewinnenden Konkurrenten aufzukaufen? Man erinnere sich an ein kleines feines Getränk namens „Ipsei“, bestehend aus einer genialen Kombination aus Traubensaft mit Rotbuschtee. Zu einem Zeitpunkt, als es gerade „hip“ zu werden begann, wurde dieses von Coca-Cola aufgekauft, nur um es nach wenigen Monaten einfach vom Markt verschwinden zu lassen. Dasselbe Schicksal würde Bionade ereilen, falls sich Coca-Cola diese unter den Nagel reißt. Der Versuch, das unliebsame Konkurrenzprodukt mit der Eigenmarke „The Spirit of Georgia“ vom Markt zu drängen, ist jedenfalls missglückt. Diese auf Naturprodukt getrimmte Frechheit aus dem Hause Coca-Cola will nämlich niemand haben, weil sie erstens nicht schmeckt und zweitens keinen Ökocharme versprüht. HENRIK STELTER, Berlin

Christliche Säuglingstötung

■ betr.: „Schönbohm will Kirche wiederbeleben“, taz vom 18. 8. 09

Dass die Theorien des Herrn Schönbohm nicht ganz stimmen können, lässt sich am Fall der Sabine H. belegen, die im August 2005 der neunfachen Säuglingstötung angeklagt wurde. Der Tatort liegt in Brandenburg, und ausgerechnet Sabine H. genoss eine kirchlich religiöse Erziehung und ihr Vater saß als Kirchenvorsteher im Leitungsgremium der evangelischen Gemeinde. RALF BÖHM, Berlin

Was fordert die ETA?

■ betr.: „Die ETA will keine Gespräche“, Interview, „Folgen derRepression“ von Raul Zelik, taz vom 12. 8. und 18. 8. 09

Was sind das für Forderungen der ETA, die sie der Regierung mitteilen will, aber nicht darf? Dürfen wir hier im deutschen Sprachgebiet sie erfahren? Alles abtun in Bausch und Bogen, da die Basken in Spanien ja mehr Freiheiten hätten als die Bayern bei uns, das ist einer Zeitung unwürdig, die sich um seine selbstständige Nachrichtenbeschaffung bemüht.

Ein österreichischer Landeshauptmann wird in Berlin zu Recht sofort in die Pfanne gehauen, wenn er einer regionalen 5-Prozent-Minderheit slowenische Ortsschilder verweigert. Stellen die Basken mit baskischer Muttersprache nicht immer noch die Mehrheit in großen Gebieten? Aber dürfen bei Behörden nur Spanisch verwenden? Und meinen die Herren Kellner und Savater, was den Chinesen in Tibet recht ist, muss im Baskenland billig sein? DETLEV PLEISS, Osnabrück

Distanzierungsgebot

■ betr.: „Folgen der Repression“, taz vom 18. 8. 09

Schön, dass ihr Raul Zelik darum gebeten habt, einen Kommentar zur ETA und der Situation in Spanien zu schreiben. Viele scheinen bei diesem Thema entweder die Nerven oder den Verstand zu verlieren. Ich hatte Zeliks Roman „Der bewaffnete Freund“ gelesen und mich damals doch sehr über Andreas Fanizadehs Besprechung in der taz geärgert. Nicht nur bei dieser Besprechung, sondern auch bei so manch anderem Beitrag scheinen die AutorInnen sich eher mit ihrer eigenen Vergangenheit als mit der Gegenwart und der politischen Realität in Spanien auseinanderzusetzen. Zeliks Beitrag ist gerade deshalb so gut, weil er sich nicht erst dem Distanzierungsgebot unterwirft, bevor er Stellung bezieht. Das scheint ja gegenwärtig Voraussetzung dafür, irgendetwas sagen zu dürfen, ist aber weder relevant für die politische Einschätzung, noch relativiert es Kritik an der ETA, die Zelik eben durchaus hat. INGO STÜTZLE, Berlin

Ein kleiner Schritt für euch …

■ betr.: taz boykottiert Leichtathletik-WM

Ich liebe euch für eure Entscheidung, die WM nicht zu „übertragen“. Sehr erholsam – Rindermast ist glaubwürdiger. Ein kleiner Schritt für euch, ein großer für eure Glaubwürdigkeit. JÜRGEN KRAAZ, Seedorf