carl amery ist tot
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Er galt als Vordenker der ökologischen Bewegung. „Ich habe meine ökologische Perspektive seit 1972 nicht ändern müssen“, hat der Schriftsteller und Publizist einmal gesagt. Im Alter von 83 Jahren ist Carl Amery bereits am vergangenen Dienstag, dem 24. Mai, in München gestorben. Wie der Luchterhand Literaturverlag erst gestern Abend weiter mitteilte, wurde Amery am Montag in München beerdigt.

Amery schrieb Hörspiele, mehrere Romane und wurde vor allen Dingen durch seine kulturkritischen Essays bekannt. Zuletzt erschienen vor wenigen Wochen die von ihm herausgegebenen „Briefe an den Reichtum“. Von 1989 bis 1991 war er Präsident des deutschen PEN-Zentrums. Amery galt als widerborstiges und scharfzüngiges Original. Mit seinen kritischen Essays zum Katholizismus und zum zerstörerischen Umgang mit der Schöpfung gab Amery der gesellschaftspolitischen Diskussion in Deutschland in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder neue Anstöße. Der gebürtige Münchner setzte sich dabei unermüdlich für eine zeitgemäße Umweltpolitik ein. Barocke Fabulierkunst, apokalyptische Untergangsvisionen und moderne Zivilisationskritik gehörten dabei zu den tragenden Elementen in seinem Werk.

Als Sohn eines Hochschulprofessors für Geschichte unter dem bürgerlichen Namen Christian Anton Mayer in München geboren, arbeitete Amery seit 1950 als freier Autor. Er gehörte 1981 zu den ersten Unterzeichnern des Appells der Schriftsteller Europas für Abrüstung und Frieden. Amery war auch Mitglied der „Gruppe 47“. Auch dem Verband deutscher Schriftsteller stand er zeitweilig vor.

Die Streitschrift „Kapitulation oder Deutscher Katholizismus heute“ löste 1963 ein großes Echo und eine leidenschaftliche Debatte aus. In dem Roman „Die Wallfahrer“ (1986) reflektierte der Moralist den Katholizismus. Sein autobiografisch eingefärbter Roman „Das Geheimnis der Krypta“ (1990) spielt dort, wo sein innerer Werdegang mit geprägt wurde – in der katholischen Domstadt Freising bei München. (dpa)

Ein ausführlicher Nachruf folgt.