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Archiv-Artikel

UNTERM STRICH

Günter Grass kommentierte erstmals das Einreiseverbot, das die israelische Regierung nach der Veröffentlichung seines umstrittenen Gedichts „Was gesagt werden muss“, gegen ihn ausgesprochen hat. In der gestrigen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung verglich er die Reaktion aus Israel mit der Praxis der DDR und Birmas. Diese beiden Staaten hatten dem Nobelpreisträger schon zuvor die Einreise verweigert. In Grass’ Text heißt es: „Aber als Atommacht von unkontrolliertem Ausmaß begreift sich die israelische Regierung als eigenmächtig und ist bislang keiner Ermahnung zugänglich.“ Israel bezeichnet er als „bedrohliche Gefahr“. Der israelische Innenminister Eli Jischai reagierte gestern schließlich darauf: „Wenn er (Grass) daran interessiert sein sollte, mit dem Schreiben antisemitischer Gedichte aufzuhören, werde ich ihm gerne in einem neutralen Land erklären, warum ein Mensch, der sich freiwillig zu den SS-Totenkopfverbänden unter der Leitung des Nazis Heinrich Himmler gemeldet hat, kein Recht hat, in das Land eines Volkes zu reisen, dessen Vernichtung er mitbetrieben hat.“ Jischai erklärte, sein einziger Fehler sei gewesen, das Einreiseverbot gegen Grass nicht schon mit seinem Amtsantritt verhängt zu haben.

Der Schriftsteller Gerhard Henschel erhält den diesjährigen Hannelore Greve Literaturpreis. Henschels dokumentarische Erzähltechnik zeichneten ein psychologisches Geschick und große sprachliche Ausdrucksform aus, teilte der Vorsitzende der Hamburger Autorenvereinigung, Gino Leinweber, zu der Entscheidung der Jury mit. Der in Hannover geborene Henschel ist nach Siegfried Lenz, Hans Pleschinski, Arno Surminski und Lea Singer der fünfte Preisträger des mit 25.000 Euro dotierten Literaturpreises. Seinen Durchbruch feierte der 49-Jährige 2002 mit seinem Briefroman „Die Liebenden“. 2004 erschien mit „Kindheitsroman“ die erste Abenteuergeschichte um den Protagonisten Martin Schlosser, die Henschel mit „Jugendroman“ (2009) und „Liebesroman“ (2010) fortsetzte. Der vierte Teil der Chronik soll im Herbst erscheinen. Der Preis wird am 4. September im Literaturhaus Hamburg verliehen.