: Es wird geheiratet!
Billy Wilder trifft sich mit Bridget Jones: Mit „Mr. & Mrs. Right“ (20.15 Uhr) gelingt der ARD eine unterhaltsame romantische Komödie, die das Genre zugleich gegen den Strich bürstet
VON CHRISTIAN BUSS
Die Romantic Comedy und das deutsche Fernsehen – eine unheilige Allianz. Die Drehbücher zu Liebeskomödien werden hierzulande ja nach dem gleichen Prinzip geschrieben wie Kolumnen in einschlägigen Frauenzeitschriften von Petra bis Young Miss: So finden Sie Mr. Right. Das Austüfteln der Figuren dürfte in der Regel so lange dauern wie das Aufstellen eines der Ikea-Regale, die in den Kulissen dieser Filme rumstehen. Hält, passt, wackelt und hat Luft. Doch mit dieser Art von Bausatz-Eskapismus hat die heutige Primetime-Produktion in der ARD nicht viel gemein. Sie trägt zwar den furchteinflößenden Titel „Mr. & Mrs. Right“, bürstet das Genre aber hübsch gegen den Strich.
Pech in der Liebe
Es geht um einen Hypochonder und eine dynamische Kleinunternehmerin, die bei aller Unterschiedlichkeit durch ihr Pech in der Liebe zusammengeschweißt werden: Felix (Matthias Brandt) guckt schon beim morgendlichen Pinkeln so schmerzlich genervt gen Himmel, als habe Gott persönlich ihm Pfeffer in die Harnröhre gepustet, seine gute alte Freundin Louise (Maria Furtwängler) joggt sich derweil optimistisch für ihren aufreibenden Arbeitstag warm. Als Chefin eines Catering-Services macht sie auch in alberner Motto-Verkleidung eine tolle Figur und kann sich über mangelnde Avancen nicht beschweren. Leider steht die ansonsten so smarte Selfmade-Frau auf Aufschneider. Meist enden ihre Affären auf der Fernsehcouch mit Felix. Da sitzen sie dann und feiern bei Pizza und Quizshow die Rituale des Unglücklichseins.
Nach einigen amüsanten Verstrickungen scheinen die beiden dann doch noch die jeweils perfekten Partner zu finden. Louise trifft den potenten Ingenieur Edgar (Udo Wachtveitl), der für sie seinen sportiv-sexuellen Lebensstil aufgibt; Felix begegnet bei einem halbherzigen Selbstmordversuch der sympathischen Taxifahrerin Diana (Marie Lou Sellem). Es wird geheiratet, ein prima Ende für eine Schmonzette. Sonderbarerweise sind da aber gerade mal 45 Minuten rum, in den nächsten 45 wird es dann erst richtig interessant.
Liebe ist ein ziemlich verqueres Ding, und der Film zeigt recht nüchtern, weshalb es sich mit right und wrong meist anders verhält, als es in den diversen Frauenzeitschriften steht. Obwohl das Sensibelchen Felix und das Energiebündel Louise in Beziehungen aufgehen könnten, die ihrem Naturell zu entsprechen scheinen, schleicht sich eine bleierne Sehnsucht ein. Beide denken bald nur noch an den alten Trauerkumpan. Fühlt sich so etwa Liebe an?
Gelegentlich blitzt in „Mr. & Mrs. Right“ gar der traurige Witz eines Billy Wilder auf. Und Matthias Brandt, der als Tragikomödiant brilliert, heißt hier wohl nicht umsonst Felix – so wie Wilders Lieblingsdarsteller Jack Lemmon als Jammerlappen in „Ein seltsames Paar“. Das Setting dieser Romantic Comedy erinnert indes an die Filme der englischen Produktionsfirma „Working Title“ („Bridget Jones“, „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ etc.). Dort hat man jenen Komödienlook perfektioniert, der mittlerweile allgegenwärtig ist: Da wird fast immer Weihnachten, Silvester oder eine Hochzeit begangen, aber auch in den alltäglichsten Szenen verbreitet man stets einen artifiziellen Feiertagsglanz.
Sat.1 und Pro7 mühen sich meist vergeblich diesen wohligen Look, der den Zuschauer für die Kaufanreize in der Werbepause positiv stimmt, zu kopieren. Dass er sich nun in einem Film einstellt, der die handelsübliche Romanzenvollstreckung so schlüssig hintertreibt, erscheint da als eine schöne Ironie.
Geglückte Paarungen
Klar, „Mr. & Mrs. Right“ (Regie: Torsten C. Fischer, Buch: Sathyan Ramesh und Hans Gert Raeth) hat auch Schwächen. Wir hätten uns etwa statt der immer ein wenig zu strebsamen Maria Furtwängler die borstigere Marie Lou Sellem in der Hauptrolle gewünscht (warum darf die im Fernsehen eigentlich nur Sidekicks spielen?).
Aber fürs Erste kann man mit dieser De- und Remontage der altbekannten Romantic Comedy zufrieden sein. Schon deshalb, weil auch die durchaus unschönen Nebeneffekte eines geglückten Paarungsvorgangs mitthematisiert werden. Auch davon handelt diese recht kluge Komödie: Dass, wenn zwei sich finden, zwei andere einfach auf der Strecke bleiben.