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Archiv-Artikel

Guter Tipp von Fidel Castro

Wenn irgendwo auf der Welt ein Sack Reis umfällt, ist der Nachrichtensender CNN garantiert dabei: seit 25 Jahren

WASHINGTON taz ■ Als CNN-Reporter Bernard Shaw am 17. Januar 1991 live aus Bagdad berichtete, während um ihn herum die Einschläge von Bomben zu hören und sehen waren, schrieb er Mediengeschichte. Zum ersten Mal erlebten Millionen Zuschauer in aller Welt einen Krieg direkt im Fernsehen. Der Raketenangriff auf Bagdad und die hautnahen Reportagen waren Sternstunde und Durchbruch des Senders CNN, der heute vor 25 Jahren in Atlanta im Bundesstaat Georgia seinen Betrieb aufnahm.

CNN revolutionierte die Medienwelt: Das „Cable News Network“ war der erste TV-Kanal, der rund um die Uhr Nachrichten sendete und fast weltweit ausgestrahlt wurde. Ganze 16 Stunden berichtete CNN damals non-stop in der ersten Kriegsnacht. Zwar waren Reporter aus aller Welt in Bagdad, doch nur CNN hatte die nötigen Übertragungsleitungen nach draußen. Die meisten Korrespondenten reisten danach bald ab, und CNN-Reporter Peter Arnett blieb über Wochen der Einzige, der den zensierten Informationen des US-Militärs unabhängige Berichte entgegensetzte.

Durch den Golfkrieg wurde CNN zu einer globalen Marke, der Inbegriff des Nachrichtensenders schlechthin, und erreicht über Satelliten und Kabel rund 1,5 Milliarden Menschen in fast allen Erdteilen. Sein Format wurde inzwischen weltweit dutzendfach kopiert: „Nachgeahmt zu werden ist für uns das größte Kompliment“, sagt Gründer Ted Turner selbstbewusst.

Der „Selfmade-Man“ wirbelte 1980 mit CNN die starre amerikanische Fernsehlandschaft durcheinander, die von den drei großen TV-Kanälen NBC, CBS und ABC dominiert wurde. Der Start verlief holprig und es dauerte fünf Jahre, bis der Sender schwarze Zahlen schrieb, verriet der 66-Jährige jüngst. Heute beschäftigt CNN 4.000 Mitarbeiter in den USA und verfügt weltweit über 26 Büros. Regionale Ableger berichten in sechs Sprachen.

1996 verkaufte Turner CNN an den Medienkonzern Time Warner, der wiederum später mit dem Internetanbieter AOL fusionierte. 2001 wurde er aus dem Management des neuen Medienriesen gedrängt. Seitdem engagiert er sich als Wohltäter, der Millionen an Umweltschutz- und Friedensprojekte sowie die Vereinten Nationen verteilt.

Glaubt man dem langjährigen CNN-Nachrichtenchef Eason Jordan, war der weltweite Siegeszug des Senders eine Idee von Fidel Castro: Der Intimfeind Amerikas habe es 1980 geschafft, die zunächst nur für den US-Markt gestartete CNN-Version zu empfangen und sei ganz fasziniert gewesen. Castro lud Turner nach Havanna ein und schlug ihm vor, CNN in der ganzen Welt zu zeigen. „Das gab den Ausschlag, schließlich eine internationale Version aus der Taufe zu heben“, sagt Jordan. MICHAEL STRECK