WORTE, DIE MAN SAGEN DARF : Haferflockenkekse
Die Kinder in meiner Umgebung fahren total auf die Haferflockenplätzchen ab, die schon meine Mutter für mich als Kind gebacken hat. Immer mal wieder klingeln welche bei mir und dann backen wir zusammen. So wie an diesem Mittwochnachmittag. Vor der Tür standen drei verschwitzte Jungs, die vom Fußballspielen kamen. Marc, Carlos und Lamin, sechs Jahre der Jüngste, zehn die beiden Älteren. Einer heißt Sonnenschein mit Nachnamen.
„Können wir Plätzchen backen?“ „Hereinspaziert!“, forderte ich die Herren auf. Artig befolgten sie meine Anweisungen und vermischten die Butter mit den Haferflocken, verquirlten ein Ei mit Zucker und taten die übrigen Zutaten dazu. Mir war es egal, ob sie kleine oder große Plätzchen buken, Hauptsache, sie stritten sich nicht. Das taten sie auch nicht. Dafür titulierten sie sich mit Wörtern, die ich von so kleinen Menschen nicht hören will. „Ficken!“, rief einer. „He, cool, willst du ficken?“, rief der Kleinste. Ich erklärte, dass ich solche Wörter nicht hören will und dass ich, wenn das so weiterginge, eine Liste mit Wörtern mache, die sie bei mir nicht sagen dürfen. „Und auch eine Liste mit Wörtern, die wir sagen dürfen!“, verlangten sie. Ich fragte sie, ob sie überhaupt wissen, was das Wort bedeutet. Das wussten sie natürlich nicht und ich sah keinen Grund, es ihnen zu erklären.
Dafür plapperte der Kleinste weiter, dass er wüsste, was schwul ist: „Wenn zwei Männer sich küssen und heiraten.“ Während wir Fußballzeitschriften nach Fotos von ihren Lieblingsspielern durchforsteten, um Keksdosen zu bekleben, sprachen wir noch über das Wort „Loser“, das sie auch ständig benutzten. Später kam die fünfjährige Charlotte vorbei. Der ein Jahr ältere Lamin sagte, dass sie ein Parfüm habe, das nach Erde rieche, und dass sie manchmal so Sätze sage wie „Du hast wohl dein bisschen Verstand verloren“. BARBARA BOLLWAHN