Bildung eint Parteien

LANDTAGSWAHL II Schleswig-Holsteins Parteien sind sich im Wahlkampf einig: An der Gemeinschafts-Schulreform wird nicht gerüttelt. Nur die FDP will Realschulen und das Abitur nach 13 Jahren erhalten

In Schleswig-Holstein wurde in der Schulpolitik viel bewegt, deshalb versprechen die Parteien einstimmig ruhigere Zeiten. Weder CDU noch FDP wollen zum Beispiel die Gemeinschaftsschule abschaffen. Grüne, SPD und SSW stehen ohnehin hinter dieser Reform. Allerdings würden beide Lager diese Reform unterschiedlich weiter entwickeln.

Sollte es nach der Wahl am 27. September für Schwarz-Gelb reichen, könnte das Bildungsressort an die FDP fallen. Deren langjähriger schulpolitischer Sprecher Ekkehard Klug würde dann wohl Bildungsminister.

„Wir werden die Realschule als Angebotsschule wieder einführen“, sagt Klug zur taz. An der Schulreform solle grundsätzlich nicht gerüttelt werden. „Angebotsschule“ bedeute, dass eine Realschule an Orten eingerichtet werden kann, an denen „alle anderen Bildungsgänge vorhanden sind“. Dann müsste es für Schüler mit Hauptschulempfehlung alternativ eine Gemeinschaftsschule geben.

Die klassische Hauptschule wird es bald nicht mehr geben. Bis zu diesem Schuljahr wurden rund zwei Drittel der ursprünglichen Haupt- und Realschulen in 92 Gemeinschaftsschulen und 55 Regionalschulen umgewandelt. An Ersteren lernen die Kinder bis zur 10. Klasse gemeinsam und können auch das Abitur machen. Regionalschulen dagegen dürfen ab Jahrgang 7 weiter in Haupt- und Realschulklassen trennen.

Grüne und SPD wollen diese bei Eltern weit weniger beliebte Form zu Gunsten der Gemeinschaftsschule aufgeben. Und die CDU will beide Formen zu einer fusionieren. Allerdings will sie es der Einzelschule überlassen, ob sie die Kinder gemeinsam unterrichten oder in Kurse und Klassen differenzieren. Auch FDP-Mann Klug verspricht „organisatorische Freiheiten“. Er will die Gemeinschaftsschule vom „Dogma der Binnendifferenzierung“ befreien.

„Wenn sie die Schulen entscheiden lassen, passiert, was die Lehrer wollen. Da ist nur eine Minderheit für ein neues System“, hält der grüne Fraktionschef Karl-Martin Hentschel dagegen. Von den Eltern lehne ein Großteil die Regionalschule ab. Ein Problem sei, dass Lehrer immer noch nach den alten Schulformen getrennt ausgebildet werden. Die Grünen würden dies vereinheitlichen und Gymnasien mit der Gemeinschaftsschule rechtlich gleichstellen. Hentschel: „Wir wollen einen kreativen Wettbewerb beider Formen“.

Kommt nun die FDP ans Ruder, verliert die Gemeinschaftsschule vielleicht ein „Privileg“, wie Klug es nennt. Dort haben Schüler 13 Jahre bis zum Abitur. An den Gymnasien dagegen haben 2008 die 5. Klassen mit der Schulzeitverkürzung, dem so genannten G 8, begonnen. Klug würde dies stoppen. „Wir wollen es den Gymnasien freistellen, sich für G 8 oder das alte G 9 zu entscheiden“, sagt er und hofft, so das Problem fehlender Zeit und Ressourcen in den Griff zu bekommen. KAIJA KUTTER