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Archiv-Artikel

Union Berlin steht vor der Zerreißprobe

Viele Fans fordern die Kündigung des Sponsorenvertrags mit ISP

VON JOHANNES KOPP

Die Gefühlslage der Fans von Union Berlin ist ziemlich schwankend. Über die Spitzenreiterposition nach dem 1:0-Sieg gegen Rostock freute man sich am Wochenende nur kurz. Dann kam eine Hammernachricht: Wie am Samstag bekannt wurde, hat der Aufsichtsratvorsitzende des Union-Hauptsponsors International Sport Promotion (ISP), Jürgen Czilinsky, bei der Stasi im Rang eines Hauptmanns der Hauptverwaltung Aufklärung gearbeitet. Für den Club aus Köpenick ein Desaster. Denn einen wesentlichen Bestandteil seiner Identität schöpft der Verein aus der Benachteiligung durch das SED-Regime im Vergleich mit dem verhassten Stasiverein BFC Dynamo.

Wie sehr das Ehrgefühl der Unioner angekratzt ist, belegen die mehr als 10.000 Internetzugriffe auf diese Meldung im Fanforum. Viele fordern die Aufkündigung des Vertrags mit der ISP. Bereits zuvor hatten einige Anhänger ihren Unmut über den neuen Sponsor geäußert, weil noch unklar ist, womit die ISP ihr Geld verdient. Deren Repräsentanten sprechen schwammig von Netzwerkgeschäften in Afrika. Sollten diese von einem Ex-Stasi-Netzwerkspezialisten beaufsichtigt sein, dürfte die Ablehnung des Sponsors unter der Anhängerschaft bald mehrheitsfähig sein – trotz der versprochenen 10 Millionen Euro in fünf Jahren. Dem Verein droht eine Zerreißprobe.

Man hätte sich ein sorgfältigeres Vorgehen bei der Suche nach einem Geldgeber von der Union-Führung erwartet. Kehrt diese doch gerne nach außen, dass Union ein Kultverein sei, der vom Herzblut seiner Fans lebe und sich nur auf Partner einlasse, die zum Club passen.