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Archiv-Artikel

Rudower Bombenleger kommt vor Gericht

BRIEFBOMBE Neuköllner soll eigene 12-jährige Nichte bei einem Anschlag fast getötet haben

Die Vorstellung, beim Postholen von einer Briefbombe zerfetzt zu werden, ist ein Albtraum. Gewöhnlich sieht man solche Szenen nur im Film. Für die 12-jährige Charlyn aus Rudow wurden sie jedoch zur bitteren Realität. Knapp neun Monate ist es her, als die Schülerin nur knapp dem Tode entkam. Der Täter soll ihr eigener Onkel sein. Am Mittwoch beginnt im Landgericht Berlin der Prozess gegen den heute 33-jährigen Peter J. Ihm werden zweifach versuchter Mord und das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen.

Der Anklage nach galt der Anschlag den Eltern des Mädchens. Der arbeitslose Neuköllner soll seine Stiefschwester und deren Ehemann gehasst haben. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass der Angeklagte von Rache getrieben war, als er die Sprengsätze legte. Außerdem soll er im Wald und auf einem Militärgelände seine selbst gebauten Bomben getestet haben, bevor er Ernst machte. Gleich zwei Sprengfallen hat der Mann laut Anklage am 26. November 2008 ausgelegt, von denen eine detonierte. Die erste soll er am Morgen auf dem Autodach von Charlyns Vater, versteckt in einer Konservenbüchse, platziert haben. Als der 32-Jährige den Gegenstand erblickte, dachte er sich offenbar nichts dabei, warf ihn in den Wagen und fuhr zur Arbeit. Erst am Nachmittag kamen ihm Bedenken, und er fuhr damit zur Polizei. Die vermeintlich harmlose Büchse wurde von den Beamten sofort als explosiv eingestuft.

Fast zeitgleich kam es im Wohnhaus der Familie im Neuköllner Ortsteil Rudow zur Explosion. Das ahnungslose Mädchen hatte wie üblich die Post aus dem Briefkasten holen wollen, als es beim Herausnehmen eines Umschlags die von ihrem Onkel gelegte Sprengfalle auslöste. Charlyn erlitt schwere Verbrennungen im Gesicht. Ihr linker Oberarm wurde zerfetzt, die Schlagader durchtrennt. Der Blutverlust hätte das Mädchen fast das Leben gekostet. (ddp)