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Archiv-Artikel

Entlassungen bei Agfa befürchtet

KÖLN taz ■ Die Produktion im Leverkusener Agfa-Werk läuft wieder an. Ungeklärt ist aber weiter, wie es zu der Insolvenz kommen konnte, aufgrund derer mehrere Lieferanten ihre Lieferungen eingestellt und damit die Produktion gestoppt hatten (taz berichtete). „Vielleicht war die Insolvenz der Agfa-Photo GmbH nicht geplant, sicherlich ist sie aber strategisch willkommen“, sagt der Leverkusener Rechtsanwalt Harald Kaiser.

Der Arbeitsrechtsexperte, der in der Vergangenheit wiederholt Agfa-Mitarbeiter bei Kündigungsprozessen vertreten hat, will nicht so recht an die „unvorhergesehene Liquiditätslücke“ glauben, die zur Insolvenz geführt haben soll. Denn in der Insolvenz könnten zum Beispiel leichter die Löhne gesenkt oder über kürzere Kündigungsfristen einfacher Personal abgebaut werden – möglicherweise sogar bis zu einer Stilllegung des Betriebs. Dass es letztlich nur um die Agfa-Markenrechte geht, kann sich Kaiser gut vorstellen.

Fest steht wohl, dass die Insolvenz angemeldet wurde, nachdem sich Vorbesitzer Agfa-Gevaert und die neuen Besitzer – einige Finanzinvestoren und Manager – über den Kaufpreis der Agfa-Photo GmbH zerstritten hatten. Infolge dessen soll Agfa-Gevaert 25 Millionen Euro eingefroren haben, die sie für die Agfa-Photo eingenommen hatte.

Es bleiben aber Fragen offen. Wann erfuhr der Betriebsratsvorsitzende vom Insolvenzantrag, was wusste der Leverkusener Bezirksleiter der Gewerkschaft Bergbau Chemie Energie, Frank Löllges, Aufsichtsrat bei Agfa-Gevaert wie bei Agfa-Photo? Arbeiteten bis zum Insolvenzantrag teure Consulter in der Kölner Agfa-Photo-Zentrale, die bei einer Consulting-Firma der Ehefrau von Hartmut Emans beschäftigt waren, dem Agfa-Miteigentümer? Vertreter des Betriebsrats, der Gewerkschaft und der Agfa-Photo-Geschäftsführung waren dazu gestern nicht zu erreichen. Vielleicht kann der neue Geschäftsführer Hans-Gerd Jauch bei der Aufklärung über die wirtschaftlichen Hintergründe der Insolvenz helfen. Der hat die Agfa-Photo GmbH schon vor dem Insolvenzantrag in Sachen Sanierung beraten. JÜRGEN SCHÖN