: Jukebox
Die wundersame Natur des Dominik Eulberg
Die Tracks heißen „Die Trottellummen von Helgoland“, „Der Zug der Kraniche – Boten der Veränderung“ oder auch „‚Brenzlich, Brenzlich‘ dachte der Feuersalamander“. Das klingt nach einer hübschen Marketingidee. Doch zum Glück liegt der Fall beim Albumdebüt „Flora & Fauna“ des Techno-Produzenten Dominik Eulberg anders. Seine Song-Titel sind keine Anbiederung an einen naturversonnenen Wellness-Zeitgeist. Der 28-jährige Eulberg ist tatsächlich Naturfreund. Im Moment treibt er sich an der Bonner Uni herum, eigentlich will er Park-Ranger werden. Die Liebe zur Natur schlägt sich in Eulbergs Musik wieder – auf verschiedenen Ebenen. Auf der Soundoberfläche bereichern Naturgeräusche in Gestalt von Samples das Klangrepertoire. Nach einigen Hördurchläufen glaubt man zudem, die rätselhafte Tier- und Pflanzenwelt in den Tracks wiederzuerkennen, weil sie wie die klangliche Umsetzung einer faszinierenden Beobachtung wirken. Mit einer schluffigen Niedlichkeit, die in Plattenbesprechungen gerne in Worte wie Schnurpsen, Knistern oder Schnattern übersetzt wird, hat diese Musik trotz der so anmutenden Titel nichts zu tun. Eulberg groovt, er treibt einen mit kraftvollen, nie langweiligen Beats durch die Tracks. Seine Techno-Initiation hatte Eulberg im Teenageralter, als er mit Kumpels vor dem Radio hing, wenn Sven Väth auflegte. Das scheint bis heute durch, doch Eulberg hat mit seiner Detailverliebtheit mehr draus gemacht. Man schafft es bei den ersten Hördurchgängen kaum, all den Streiflichtern, die er über seine Beats gelegt hat, hinterherzugucken. Dauernd muss man den Kopf nach rechts und links, nach oben und unten drehen. In einem englischsprachigen Internetforum wird seine Platte deshalb als „teaser techno“ bezeichnet. Doch das ist natürlich ein viel zu Kalkül-befrachteter Begriff für eine Platte, die ist wie ein Waldspaziergang auf Pilzen.
STEPHANIE GRIMM