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Wenn der kategorische Imperativ zurückschlägt

Ich bin, alles in allem, ein moralisches Vorbild und Leuchtturm im Alltag. Auto fahre ich zum Beispiel nur, wenn das Wetter echt schlecht ist oder die Zeit richtig knapp – gerade im Winter kommt überraschend häufig beides gleichzeitig vor. Und Fleisch? Esse ich quasi gar nicht, außer zu Grünkohl und an wenigen Feiertagen. Und wenn, dann natürlich nur gute Ware der Kategorie 4. Gern stelle ich mir Schweine vor, die im Biobauernhof an Altersschwäche gestorben sind, und Lämmchen, die auf dem Deich von freundlichen Tou­ris­t:in­nen totgestreichelt wurden.

Aber neulich hatte ich diesen sehr guten Senf, der zu schade war, in Salatsoße verrührt zu werden. Und griff im Supermarkt zu Billigfrikadellen. Einmal, dachte ich. Merkt ja keiner.

Nur war die Packung leider angekratzt und der Preiscode nicht lesbar. Zwei-, dreimal zog die Kassiererin die Frikadellen über den Scanner, dann griff sie zum Telefon. „Du, sag mal, die Frikadellen Gut&Günstig … Ja, 500 Gramm … Ja, Haltungsstufe 1 …“ Irgendwie wurde sie bei jedem Wort lauter, die Warteschlange guckte und ich sank stetig tiefer in den Boden.

Rendsburg

29.800 Ein­wohner*innen.

Bei einem Branchentreffen hier in der Mitte Schleswig-Holsteins sagte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU), dass die schwarz-grüne Regierung von den derzeit 8 Prozent Biobauernbetrieben auf mindestens 14 Prozent kommen will.

Zu Hause aß ich das arme Schwein mit viel Senf und schämte mich. Esther Geißlinger

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