was macht eigentlich... … der soldiner kiez?: Den Kiezschreiber suchen
Unter den Berliner Kiezen ist jener rund um die Soldiner Straße der, dem das Wasser bis zum Hals steht. Das Image, dass sich dort Leute mit Vorliebe Löcher in den Bauch schießen, hält sich ungebrochen. Wie Ertrinkende wehren sich die in dieser Weddinger Enklave Beheimateten gegen den schlechten Ruf. Dabei fallen ihnen gute Dinge ein, wie es besser werden könnte: Straßenfeste, Kunstmeilen, Dönernächte. Allein, wie Pech klebt die schlechte Reputation an dem Ort.
Tatsächlich kann der Soldiner Kiez für den Niedergang des Wedding herhalten wie kein anderer: Viele BewohnerInnen sind arm, arbeitslos oder alkoholkrank. Kanak-Sprak ist der herrschende Jargon. Läden stehen bestenfalls leer, und viele Jugendliche verlassen die Schule ohne Abschluss, sofern sie sie je von innen sahen. Aber – so behaupten die Einheimischen: Das ist nicht alles. Nur: Kein Mensch will das andere sehen. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ – im Soldiner Kiez ist es so weit. Weil die etablierten Medien den Kiez lieber niederschreiben, wird nun ein Kiezschreiber gesucht. Wie der Burgschreiber von Beeskow, der Stadtschreiber von Minden oder der Inselschreiber von Sylt soll ein literarisches Talent in die Gegend ziehen und über den Kiez berichten. „Soll der Deutsch können?“, tönt es schon durch Redaktionsstuben.
Das ist, wie gesagt, der falsche Ansatz: Denn tatsächlich gibt es im Soldiner Kiez viel zu entdecken. Dort wird vorgemacht, dass Leute, die die Nase voll haben, wieder aktiv werden und auf alte Tugenden setzen: Nachbarschaft etwa. Zuwendung sogar. Man kennt sich, man sorgt für sich. Der schlechte Ruf eint. Dieses Wunder soll ans Licht geholt werden. WS FOTO: ARCHIV
Siehe unter „top aktuell“ auf: www.deinkiez.de
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