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wortwechselKonflikt als Chance

Gesellschaftliche Unterschiede müssen leider erst sichtbar werden, um sie zu überwinden, glauben taz-LeserInnen. Auch Wikileaks-Gründer Assange polarisiert die Leserschaft

Hohle Phrasen

„Assanges letzter Rechtsweg?“,

wochentaz vom 17. – 23. 2. 24

Vielen Dank für den sehr informativen Artikel über Julian Assange. Allerdings wird mit keinem Wort erwähnt, dass von der Bundesregierung, insbesondere Außenministerin Baerbock, in diesem Fall nichts zu hören ist. Die taz hatte am 30. 10. 23 über die unbefriedigende Antwort der ­Regierung auf eine Kleine Anfrage der Linke-Abgeordneten Sevim Dağdelen berichtet.

Baerbock hatte noch 2021 im Wahlkampf die „sofortige Freilassung von Julian Assange“ gefordert. Dieses Phänomen, dass sich Aussagen von Politikern mehr oder weniger als hohle Phrasen herausstellen, führt (zumindest bei mir) zu zunehmender Politikverdrossenheit. Das ist ein Puzzlestein, der den Menschen den Glauben an die etablierten Parteien raubt und somit die AfD stärkt.

Thomas Bernard, Karlsruhe

Schande für die Demokratie

„Assanges letzter Rechtsweg?“,

wochentaz vom 17. – 23. 2. 24

Ich verstehe nicht warum die USA darauf beharren, recht zu haben. Assange hat doch keine Geheimhaltungs- oder Verschwiegenheitsklauseln unterschrieben, die ihm verbieten würden, Informationen, die ihm zugespielt werden, zu veröffentlichen. Es ist eine echte Schande für unsere Demokratie.

Isasha auf taz.de

@Isasha Die Anklage lautet auf Verschwörung zum Hacken eines Regierungscomputers. Assange und Manning sollen versucht haben, sich Zugang zu einem Computernetzwerk der Regierung mit Geheiminformationen zu verschaffen. Manning soll ein Bruchteil eines hierzu erforderlichen Passworts beschafft und an Assange weitergegeben haben, damit er versuchen kann, den Rest des Passworts zu entschlüsseln. (Die Anklage ist insofern plausibel, da Assange wegen Hackings in Australien vorbestraft ist.)

Viele Leute sind leider in einem Schwarz-Weiß-Denken gefangen. Es kann ja sein, dass Assange durchaus ein überzeugter Aktivist für Informationsfreiheit ist; aber gleichzeitig auch vor Methoden nicht zurückschreckt, welche die Grenze des Legalen überschreiten.

Socrates auf taz.de

Shootingstar

„Sind die Grünen giftig?“,

wochentaz vom 17. – 23. 2. 24

Nein, die Grünen sind natürlich nicht giftig. Ganz im Gegenteil! Aber: Sie machen Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder giftig (bösartig, verbissen) – und das ist gut so, bleibt er dann hoffentlich auch über 2025 hinaus aloa dahoam (allein zu Hause) in Bayern. Richtig ist aber, dass „Risse in der Gesellschaft gekittet“ werden müssen. Und da ist für mich Cem Özdemir gerade der Shootingstar unter den Grünen-PolitikerInnen.

Wie er den Bauern gleich zu Anfang der ersten Protestwoche im Januar zugestand, dass „das mit dem Agrardiesel doch nur eine Metapher (!)“ ist, war richtig mutig. Er wiederholte „die Metapher“ in der Rede in Ellwangen noch einmal, und als dieses Wording am Ende jener Woche auch unter den Bauern selbst zum Common Ground geworden war, hatte er für „die Grünen“ direkt einen Quantensprung und gar keine „handwerklichen Fehler“ gemacht, finde ich.

Werner Schottenloher, Regensburg

Differenzieren

„Zukunft – Schuld und Scham“,

wochentaz vom 17. – 23. 2. 24

Es ist sehr schade, dass ihr den Umgang mit der Klimakatastrophe in Bezug auf das Lebensalter so schubladig und wider besseres Wissen darstellt. In den 70ern erlebte ich als Jugendliche, wie mein Umfeld aus Wald und Wiesen für den Wohlstandsmüll in kürzester Zeit vernichtet wurde. Jahrzehnte später agiert der Mensch noch genauso, doch immerhin gibt es viele Gleichgesinnte und Begrifflichkeiten; damals stand ich allein auf zugemüllter Flur. Ohne die im Alltag jahrzehntelang Belächelten, aber Unbeirrbaren, und ohne die schon lange aktiven Umweltbewegungen hätte sich absolut gar nichts getan. Und nun soll ich, sollen wir nur aufgrund der Altersgruppe Grund zur Klimascham haben und der Nach-uns-die-Sintflut-Fraktion angehören? Es gilt themenübergreifend auch für Fragen der Demokratie: Es gibt überall so ’ne und so ’ne – gerade die taz sollte das besser wissen.

Petra Große-Stoltenberg, Hattingen

Arm und Reich

„Spaltung? Ja, bitte!“,

wochentaz vom 17. – 23. 2. 24

Erst wenn eine Spaltung als solche wahrgenommen wird, kann man/frau an ihrer Überwindung arbeiten. Insofern herzlichen Dank für Ihren Text!

Ein schönes Beispiel dafür ist ein Film über das Leben der Superreichen („Die geheime Welt der Superreichen“ von Jochen Breyer). Darin erklärt der Milliardär Hans-Peter Wild (Capri-Sonne) auf dem Flug von Paris (wo er sein Rugbyteam besucht hat) zu seinem „Boot“ (also seiner Jacht), dass dafür sein dreistrahliger Düsenprivatjet genau die richtige Wahl sei, denn wie solle er sonst zu seinem Boot kommen? Mit der Bahn? Zu Fuß? Oder mit dem Fahrrad? Da haben wir doch, wenn wir genau hinschauen, bei aller Spaltung in Arm und Reich wieder eine Gemeinsamkeit, die uns eint: die Frage „Wie sollen wir zu unseren Jachten kommen?“.

Cornelius Hüdepohl, Tecklenburg

Krone der Schöpfung?

„Spaltung? Ja, bitte!“,

wochentaz vom 17. – 23. 2. 24

Als ehemalige Hunde„besitzerin“ möchte ich gern noch etwas ergänzen: Unter der Schöpfungskrone steht in unserer Gesellschaft der Mensch, und dann kommt lange nichts, irgendwann die Tiere. Aus dieser Sichtweise heraus hören sich Formulierungen wie „Wenn jemand leichthin über seinen Hundeabscheu spricht“ ganz normal an. Ich habe mich im Lauf meiner Lebensjahre davon wegentwickelt, da natürlich auch nichtmenschliches Leben eine Würde hat, und würde nie von „Hundeabscheu“ sprechen. Vielleicht ist es das, was so manch ein*e Hunde„besitzer*in“ unbewusst als Abwertung spürt, wo doch die eigene Beziehung zum anderen Lebewesen als so (emotional) wichtig empfunden wird, wenn jemand sei­ne*­ih­re Abneigung mit diesen Worten zeigt.

Wir halten uns für die Krone der Schöpfung und dürfen natürlich alles ausbeuten, was die Erde so bietet. Und respektieren nur das, was uns irgendwie ähnlich ist. Hingegen könnte eine Wertschätzung von allem Leben und uns als so interdependentem Teil davon dahin führen, dass wir Wege aus der Klima- und Artenschutzkrise finden. Und diese Wertschätzung zeigt sich in Taten, aber auch in Worten.

Anke Hofmann, Sasbach

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