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Was Clubs so leisten, von A bis Z

Kunsthistoriker und Clubgänger Tobias Allers hat ein Buch über Anfänge, Aufstieg und Absterben der Berliner Clubkultur geschrieben. Es ist eine Art Führer durch die bedrohten Freiräume der Stadt

Von Andreas Hartmann

Als der Autor Tobias Allers sein Buch „Freiräume Berliner Clubkultur“ finalisierte, konnte er noch nicht ahnen, dass sich schon bald darauf die beschriebene Clubszene Berlins in einer Weise neu sortieren würde, wie es wohl niemand hat kommen sehen.

Redaktionsschluss für seine Bestandsaufnahme, an der er drei Jahre lang gearbeitet hat, war der Juli vergangenen Jahres. Dann kam der 7. Oktober und das Massaker der Hamas-Terroristen in Israel und seitdem ist alles ein wenig anders in der Berliner Clubkultur. Vor ein paar Tagen erst klagte Sascha Disselkamp, Vorstandsmitglied der Berliner Lobbyorganisation Clubcommission und Betreiber des Sage Clubs, in einem Interview mit der taz über eine Zerrissenheit innerhalb der Szene, wie er sie noch nie erlebt habe.

Wie flüchtig so manches in der Berliner Clubkultur ist, zeigt sich auch daran, dass der Club Mensch Meier in dem Buch gleich mehrfach benannt wird. Als hochpolitischer Laden, der sich beispielsweise für Belange wie Inklusion einsetzt. Dass das Kollektiv des Mensch Meier bald aufgeben könnte, weil es im eigenen Club nach der Coronapandemie nicht mehr so lief wie erhofft, davon schreibt auch Allers. Doch inzwischen ist der Laden tatsächlich Geschichte und Berlin hat einen wirklich subversiven und undergroundigen Club weniger. Auch die inklusive Partyreihe „Starship“ ist damit Geschichte.

Allers ist Kunsthistoriker, Stadtführer und – so beschreibt er sich selbst – begeisterter Clubgänger. Die Freiräume, die die Clubs versprechen, hält er für enorm wichtig, gar für identitätsstiftend für Berlin. Aber sie seien von der fortschreitenden Gentrifizierung bedroht. Das ist nun keine bahnbrechende Grundanalyse, sondern ziemlicher Konsens, bei der Clubcommission genau wie längst auch bei weiten Teilen der Berliner Politik. Trotzdem kann es nicht schaden, so wie Allers das macht, einfach mal von A bis Z zusammenzutragen, was Clubs so leisten und wie sie versuchen, Orte zu sein oder zu bleiben, in denen auf beispielsweise queere, feministische, antisexistische Selbstentfaltung Wert gelegt wird. Das sexpositive Partyleben, Awareness, Antidiskriminierung an der Clubtür, all solchen Themen werden einzelne Kapitel gewidmet.

Aber Allers geht noch viel weiter und lässt letztlich wirklich nichts aus, was einem so zum weitgehend aktuellen Stand der Berliner Clubkultur einfallen würde. Drogen, Clubfashion, der Weiterbau der A 100, der die Existenz mehrerer Clubs bedrohen würde – alles wird von ihm mitverhandelt. Dazu auch ein paar der aktuell spannendsten Themen im Kontext von Clubkultur. Etwa: wie setzen sich die Partyläden bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander. Und wie schaffen sie es, genau wie übrigens auch Festivals im Berliner Umland, noch mehr in Richtung Inklusion und Barrierefreiheit zu investieren.

Auch Allers’ Buch, das auf Deutsch und Englisch gleichzeitig erscheint – im Wissen, wie international das Interesse für die Berliner Clubkultur ist –, kommt nicht ganz ohne Historie aus. Wie war es, als die Mauer fiel und ganz Ostberlin zum großen Spielplatz für Partys und Techno wurde? Das wird auch von ihm einmal mehr skizziert. Aber noch viel mehr ist er an der Gegenwart und vor allem der Zukunft der Berliner Clubkultur interessiert. Was beispielsweise können Protagonisten der Szene, was kann die Politik konkret tun, um Clubs besser vor Investorengier zu schützen? Wie wäre es etwa damit, die Gewerbemieten zu regulieren? Oder: Wann kommt denn nun die klar gesetzlich verankerte Anerkennung der Clubs als Kulturstätten?

Tobias Allers: „Freiräume Berliner Clubkultur – Berlin's Club Culture Between Freedom And Gentrification“. Ammian Verlag, Berlin, 2023, 184 Seiten, 35 Euro

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