: Sind im Straßenverkehr strengere Kontrollen von Radfahrern notwendig?ContraSicherheit geht anders
VON SVENJA BERGT
Wer stärkere Kontrollen für Radfahrer fordert, muss sich fragen lassen, was ihr Ziel sein soll. Mehr Sicherheit auf den Straßen? Wohl kaum. Schließlich haben Radfahrer gar nicht die Möglichkeit, anderen schwer zu schaden. Schon mal beobachtet, welche Wucht nur bei einem Auffahrunfall zweier Autos mit geringer Geschwindigkeit entsteht? Da möchte man lieber nicht als Radfahrer oder Fußgänger beteiligt sein. Und das hergeholte Argument, Radfahrer würden ständig Unfälle zwischen Dritten verursachen, geben die Statistiken nicht her. Nicht umsonst ziehen Gerichte, wenn sie nach einem Unfall den Schuldigen ermitteln müssen, das Gefahrenpotenzial der Fahrzeuge mit heran. Und da steht fest: Allein schon dadurch, dass jemand sein Auto in Bewegung setzt, birgt er eine Gefahr. Eine weitaus größere als jeder Radfahrer, Fußgänger oder Inlineskater.
Wenn Radfahrer noch stärker kontrolliert werden, als das sowieso der Fall ist, entsteht ein Klima, in dem immer weniger Menschen Lust darauf haben, Rad zu fahren; sondern nach der dritten Kontrolle, bei der das Rad auf offener Straße gründlich durchgecheckt wurde, gefolgt von einem Rüffel, weil das Rücklicht flackert, dann doch lieber wieder ins Auto steigen. Da ist es schließlich deutlich schwieriger, zu erkennen, wenn der Fahrer an der Ampel mal eben eine SMS tippt. Und mehr Autofahrer verursachen mehr Unfälle – im ungünstigsten Fall wäre also das Gegenteil von mehr Sicherheit auf der Straße erreicht.
In einer Stadt in der die Ressourcen – auch die des Ordnungsamts und der Verkehrspolizisten – begrenzt sind, sollte man sich gut überlegen, wen man kontrolliert: den Schwächeren oder den, der tatsächlich Schaden anrichten kann.
Stattdessen könnten Anreize helfen, die Verstöße zu reduzieren: vernünftige Ampelschaltungen, sichere Radspuren, Fahrradstraßen in gutem Zustand. Dann würde die Zahl der Gehweg- und Bei-Rot-Fahrer schon mal deutlich sinken.