: Sind im Straßenverkehr strengere Kontrollen von Radfahrern notwendig? ProDie Regeln gelten für alle
VON RICHARD ROTHER
Wer nachts mit dem Auto durch die Innenstadt fährt, merkt schnell: Etwa jeder zweite Radler ist ohne Licht unterwegs, und häufig fährt einer bei Rot über die Kreuzung oder taucht plötzlich, aus einer Einfahrt kommend, auf der Straße auf – was die ein oder andere scharfe Bremsung nötig macht. Ganz offenbar ignorieren viele Radler, die auch gern über belebte Fußwege heizen, grundlegende Verkehrsregeln – und zwar bewusst und systematisch. Das ist gefährlicher, als die notorischen, zumeist 20- bis 40-jährigen Regelverletzer denken, und deshalb müssen sie häufiger kontrolliert werden.
Ein Rechtfertigungsargument ist, dass sich rüpelhafte Radler nur selbst gefährden. Das stimmt so nicht; schließlich können Vollbremsungen oder Ausweichmanöver motorisierter Verkehrsteilnehmer zu Unfällen führen, und die Gefährdung anderer Radler oder von Fußgängern ist auch nicht ohne. Schlimmer aber noch ist das Signal, das sie aussenden: Straßenverkehrsregeln gelten für alle, nur für mich nicht! Wenn Kinder solchen Erwachsenen nacheifern, kann das schnell tödlich enden.
Infrastruktur und Ampelphasen seien häufig problematisch für Radler, führen Radlobbyisten weiter an, um Regelverstöße zu begründen. Das stimmt, aber es rechtfertigt das Fehlverhalten nicht, sondern muss eher eine Aufforderung sein, sich für bessere Radfahrbedingungen einzusetzen. Niemand würde einem Autofahrer durchgehen lassen, dass er bei Rot über die Ampel fährt, weil er sich von einer „roten Welle“ genervt fühlte.
Klar ist, dass man im Verkehr nicht immer alles richtig machen kann. Jeder Autofahrer ist schon mal etwas zu schnell gefahren oder hat falsch geparkt; jeder Radler ist schon mal auf dem Gehweg gerollt, um dem Kopfsteinpflaster auf der Straße auszuweichen. Was bei vielen Radlern nervt, sind nicht die kleinen, manchmal unvermeidlichen Regelverstöße – sondern die Häufung und die Selbstverständlichkeit, mit der diese begangen werden.