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Archiv-Artikel

Hartz drückt Gehälter

Weiterbildern macht Arbeitsmarktreform zu schaffen

Von SUG

Grundsätzlich kann der Internationale Bund (IB) den Hartz-Gesetzen einiges abgewinnen: Die Arbeitsmarktreformen seien eine „Chance zum Aufbruch“ – so das Motto der Mitgliederversammlung des bundesweiten Trägers für Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit am vergangenen Freitag in Köln. Tatsächlich mischt auch der IB kräftig mit im Geschäft mit der Arbeitslosigkeit: Für Berufsvorbereitungskurse, Trainingsmaßnahmen, Schulungen und überbetriebliche Ausbildungen bekam der Verein im vergangenen Jahr über 220 Millionen Euro von der Arbeitsagentur überwiesen, die Bundesländer und Kreise gaben noch einmal 54 Millionen für Programme gegen Jugendarbeitslosigkeit.

Trotzdem ist man beim IB mit der konkreten Realität unter Hartz alles andere als zufrieden: Für die Förderung der Arbeitslosen werde zu wenig Geld ausgegeben, „da ist noch viel Nachholbedarf“, moniert IB-Vizepräsidentin Christine Bergmann, die ehemalige Bundesfamilienministerin (SPD). Und IB-Präsident Bruno Köbele kritisiert, die Arbeitsagentur setze bei der Vergabe von Aufträgen an Bildungsträger zu sehr auf Billiganbieter. Damit werde „eine effiziente Förderung von Jugendlichen aktuell schier unmöglich gemacht“.

Tatsächlich bekommt der IB die tief greifenden Veränderungen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt am eigenen Leib schmerzlich zu spüren: Weil die Arbeitsagentur bei den Bildungsmaßnahmen spart und zudem auf diesem Markt eine scharfe Konkurrenz unter den Anbietern herrscht, ist der Umsatz des IB im vergangenen Jahr um 8,4 Prozent gesunken. Das müssen jetzt vor allem die Mitarbeiter des IB ausbaden: In Nordrhein-Westfalen gingen im letzten Jahr 200 Jobs verloren, von den verbleibenden 950 Mitarbeitern wurden 650 in eine neu gegründete Tochter, die IB GmbH NRW, ausgelagert. Mit der „schlankeren Struktur“ und einem „flexibleren Entgeltsystem für die Mitarbeiter“ könne man der Arbeitsagentur jetzt „bessere Angebote“ machen, hofft Thomas Wolff, der Geschäftsführer der am 1. Februar gegründeten GmbH.

Bei solchen Tönen schlagen die Gewerkschaften natürlich Alarm: Sie befürchten, dass die GmbH nach der vorgeschriebenen Übergangsfrist von einem Jahr komplett aus dem Tarifvertrag aussteigt. „Schon jetzt werden 20 Prozent der Mitarbeiter nicht mehr nach Tarif bezahlt“, sagt die Kölner IB-GmbH-Angestellte und Betriebsrätin Elisabeth Lange. Die übrigen Mitarbeiter versuche die Geschäftsführung durch „moralischen Druck“ dazu zu bewegen, einer vorzeitigen Umwandlung ihres Arbeitsvertrages inklusive Lohneinbuße zuzustimmen. Nach dem Motto: „Sonst bekommen wir gar keine Aufträge mehr von der Arbeitsagentur.“ SUG