: SPD: Erwin tut nichts für Glashütte
Der US-Konzern Owens-Illinois beschließt Ende der Düsseldorfer Glashütte zum 31. August. Die Ratsopposition wirft der Stadt vor, nicht rechtzeitig eingegriffen zu haben
DÜSSELDORF taz ■ Politiker aller Parteien in Düsseldorf streiten über die Verantwortung für das Aus einer Glasfabrik. SPD, PDS und Grüne werfen dem Dezernenten für Wirtschaftsförderung und dem Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) vor, sich nicht genügend für ihren Erhalt einzusetzen. Von der Schließung seien nicht nur 260 Mitarbeiter, sondern auch zahlreiche Zulieferbetriebe betroffen, so die SPD.
Am Freitag verkündete der amerikanische Glasverpackungshersteller Owens-Illinois (OI) die Schließung der Düsseldorfer Glashütte zum 31. August dieses Jahres. Damit kommt das Aus schneller als erwartet: Bisher hieß es, dass das Werk noch bis zum Jahresende in Betrieb bleibe. Entlassene Mitarbeiter, die nicht in andere Werke von OI übernommen werden können, würden Weitervermittlungsdienste angeboten, teilte das Unternehmen mit. Owens-Illinois ist mit 100 Produktionsstätten in 23 Ländern Marktführer in Europa, Nordamerika, in der Asien-Pazifik-Region und Südamerika.
OB Erwin weist die Kritik der Oppositionsparteien im Rat von sich. Man müsse lernen, „sich mal von einem Bild zu trennen, in dem Kommunen in wirtschaftliche Prozesse eingreifen können“. Damit mache es sich der OB zu einfach, hält die Geschäftsführerin der SPD-Ratsfraktion, Annette Steller, dagegen. Sie habe die Stadt vor einem halben Jahr aufgefordert, die Rahmenbedingungen zu ändern. „Man hätte zum Beispiel die Straßenverbindung verbessern können. Und das hat Erwin unterlassen“, so Steller zur taz. Der Grüne Wolfgang Scheffler sagt, „die Stadt wäre anders in die Bütt gegangen, wenn es ein Unternehmen der Telekommunikationsbranche oder ein Fernsehsender gewesen wäre“.
Mit der Glashütte verliert Düsseldorf ein traditionsreiches Unternehmen. Vor 140 Jahren wurde für seine Arbeiter ein ganzes Stadtviertel gebaut. Zu Glanzzeiten arbeiteten dort 6.000 Menschen. Erst im Juni 2004 hatte das US-Unternehmen Owens-Illinois das Werk übernommen. Der Grund für die endgültige Schließung sei der Abbau von Überkapazitäten wegen Dosenpfand, Alcopops-Steuer und Kartonverpackungen, teilte OI mit. Bereits im März dieses Jahres wurden 107 Mitarbeitern gekündigt, um die restlichen Arbeitsplätze zu sichern.
Einer dieser Arbeiter, der sich auf Grund seines hohen Alters freiwillig zur Kündigung bereit erklärte, ist Norbert Ziegert. Der Ex-Betriebsrat will sich mit dem Beschluss zum abrupten Aus nicht zufrieden, „solange es keinen Interessenausgleich gibt, wird es auch keine Schließung geben“. Zusammen mit dem jetzigen Betriebsrat wolle er eine Verhandlungskommission gründen, um das Ende der Glashütte zu verhindern. „Wir werden Vorschläge machen, wie man die Glashütte retten kann. Ich bin optimistisch.“ RITA MARTENS