kabinenpredigt
: Füchsionen

Ja, es gab einmal goldene Zeiten im Berliner Handball. Die Familie Kretzschmar, deren tätowierter Spross für den SC Magdeburg über außen kommt, steht für handballerische Großtaten in Berlin. Doch die besten Berliner Handballer spielen schon lange nicht mehr in Berlin. Vor allem der Männerbereich liegt am Boden. Wer Spitzenhandball anschauen will, der muss warten bis der Handballbund ein Länderspiel in Berlin austragen lässt oder der SC Magdeburg ein Europapokalspiel in die Max-Schmeling-Halle verlegen muss, weil in der eigenen Halle die Tänzer von Holiday on Ice skaten. So waren doch tatsächlich in den vergangenen zwei Jahren zwei Spitzenspiele in Berlin zu sehen.

Immerhin gibt es eine Zweitligamannschaft in Berlin. Die Reinickendorfer Füchse haben eine große Vergangenheit und so gut wie gar keine Zukunft. Jetzt wurde ihnen auch noch die Lizenz entzogen. Der Club steht vor einem Scherbenhaufen. Andere Vereine sollen helfen. Der Berliner Handballverband hat eine Solidargemeinschaft „Pro Füchse“ ins Leben gerufen, um den Bundesligahandball in der Stadt, zu erhalten.

Es wäre schön, wenn die Füchse überleben könnten. Dann könnten sich die Berliner Sportfreunde weiter über die absurdesten Zukunftsvorstellungen des Hauptstadtsports freuen. Denn die werden schon seit geraumer Zeit in Reinickendorf entwickelt. Dort träumt man nämlich vom ganz großen Auftritt. Spätestens mit der Fertigstellung der 17.000-Zuschauer-Arena am Ostbahnhof wollen die Nordberliner in Liga eins spielen. Jahr für Jahr wird die Vision vom Berliner Superhandball weitergesponnen, während der Alltag mehr als grau daherkommt. Traurige Heimniederlagen im Horst-Korber-Sportzentrum vor weit weniger als 100 Zuschauern sind nicht selten. So sind die Füchse Zwölfter geworden in der abgelaufenen Saison. Aufgestiegen in Liga eins ist die Concordia aus der Sachsenmetropole Delitzsch.

Doch die Füchse sollten sich nicht allzu sehr grämen. Sie haben noch Zeit für den großen Auftritt. Der Bau der Arena am Ostbahnhof verzögert sich weiter. Die Fertigstellung ist erst für 2008 geplant. Zeit genug für neue Visionen. Übrigens: Präsident der Reinickendorfer Füchse ist seit zwei Wochen ein gewisser Frank Steffel. Der wollte mal für die CDU Regierender Bürgermeister werden. Auch so eine Vision. ANDREAS RÜTTENAUER