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Archiv-Artikel

Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Es ist herzlich egal, ob die künftige schwarz-gelbe Regierung den Kündigungsschutz lockert und den Flächentarifvertrag kippt. Die Unternehmer werden selbst beweisen, dass das an der Massenarbeitslosigkeit nichts ändert

Von SR
Der Weg zu einer bundesweiten SPD mit Osttanzgruppe PDS führt wohl durch Wirrnisse wie das Linksbündnis mit der WASG. Also vorwärts

taz: Was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Bild ermittelt über 90 Prozent Verfassungsfeinde in seiner Leserschaft.

Und was wird besser in dieser?

Rechtsstaatlich souveräne Reaktion, Diekmann darf Briefträger bleiben.

Hat Rot-Grün noch eine Chance, die Wahl zu gewinnen?

Nein.

War es klug von Rot-Grün, den Visa-Ausschuss zu beenden?

Eher wurst.

Stell dir vor, Schwarz-Gelb steht vor der Tür – und kein Mensch regt sich darüber auf. Warum eigentlich nicht? Gibt es keinen konservativen Kulturkampf, um Rot-Grün zu revidieren – oder fehlt uns dafür nur die Fantasie?

Rot-Grün ist Spätfolge von 68, auf der anderen Seite zum Beispiel Personalien wie von Beust, Merkel oder die Müller-Süßmuth-Geißler-Linie in der Migrationsdiskussion. Man soll ja mit dem Guten anfangen. Hinter diesem, leider: Firniss muss ein Amalgam aus Völkischem à la Koch, von linker Correctness unterdrückten Widerstandsautoren wie Helmut Markwort und die brandgefährliche Mischung aus Merz’schem Marktradikalismus und Merkel’schem Staatshass. Pragmatisch gälte es darauf zu setzen, dass alle zusammen die Beharrungskräfte der Union unterschätzen, die im rheinischen Kapitalismus wurzelt. Erfahren werden wir es erst, wenn sie dran sind.

Ein Konflikt ist für Schwarz-Gelb schon absehbar: Wenn sie den Kündigungsschutz lockern und den Flächentarifvertrag kippen, gibt es Ärger mit den Gewerkschaften. Sind die Gewerkschaften noch stark genug für diesen Kampf?

Egal. Die Unternehmer werden selbst beweisen, dass das an der Massenarbeitslosigkeit nichts ändert. Haben sie bei „Ladenschluss“, „Vermittlungsmonopol“ und „Steuersenkungen“ doch auch.

Gysi tritt für die PDS an. Ist ein linkes WASG/PDS-Bündnis machbar und sinnvoll? Oder machbar, aber nicht sinnvoll? Oder sinnvoll, aber nicht machbar?

Die klassische Strategie „Wir sind für jeden Scheiß, wenn wir unsere Organisationsstruktur drüberstülpen dürfen“ erinnert schon arg an das Gebaren der K-Gruppen und -Parteien gegenüber der Öko-, Anti-AKW-, Frauen- und Friedensbewegung der 80er. Wir sollten dann gegen Wackersdorf sein und das volkseigene AKW 50 km östlich ganz, ganz lieb haben. Aber hinter der „Kommt auf unsere Liste“-Ansage der PDS steht auch ein formaljuristisches Problem – siehe Verbindungsverbot NPD/DVU. Und drittens: So schnell können die gar nicht gründen, wie dann Wowereit und Ringstorff die beiden rosaroten Koalitionen krachen lassen müssen, spätestens weil’s Münte befiehlt. Im Übrigen führt der Weg zu einer bundesweiten SPD mit Osttanzgruppe PDS wohl durch diese Wirrnisse. Also vorwärts.

Die Grünen wirken seit Schröders öffentlich verkündetem Selbstmord etwas ratlos. Für sie kann es eng werden, wenn sich links etwas formiert und SPD und Union die Themen definieren. Was müssen die Grünen tun, um die fünf Prozent zu schaffen? Nach links gehen?

Nach unten! Sie hatten eine heilsame Funktion als parlamentarischer Arm ausgesperrter sozialer Bewegungen. Das wäre auch eine vernünftige Zukunft.

In dieser Woche wird die Bundeswehr 50 Jahre alt. Lange war sie ein Lieblingsfeind der Linken. Ist es Zeit, diese Haltung aufzugeben?

Die heutige Bundeswehr, mit geflextem GG-Artikel zur reinen Inlandsverteidigung, auf dem Weg zur Profitruppe und als Feldlazarett der US Army ist ungefähr so gruselig, wie manche sie vorbeugend immer schon fanden.

Und was macht die deutsche Nationalmannschaft?

Kommt ohne Dortmunder Akteure natürlich über ein knappes 4:1 nicht hinaus, äh. FRAGEN: SR