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Wenn Kunststoff einem die Sprache verschlägt

Angeleuchtet von der Sonne segelt sie durch die Luft und landet auf dem Gehweg. Sie, die Zellophanhülle der Zigarettenpackung, die das Mädchen vor mir soeben auf die Straße geworfen hat. Fast so, als wolle sie gegen die Berliner Stadtreinigung rebellieren, lässt sie es genau vor dem orange leuchtenden „Für die Kippe danach“-Mülleimer fallen.

Nicht dass ein Stück mehr Müll am dreckübersäten Halleschen Tor noch einen Unterschied machen würde. Aber es geht ums Prinzip – um die gesellschaftliche Ignoranz, die Geringschätzung der Müllmenschen und halt doch auch die Verschmutzung der Stadt.

Wie reagiere ich nun, um etwas an ihrem Verhalten zu ändern? Wie verweise ich in Kreuzberg auf Regelverstöße, ohne gleich als Öko-Moralapostel, tobende Wutbürgerin oder „Diese verlorene Jugend“-Tante abgetan zu werden?

Während ich meine Gedanken sortiere, schlägt die junge Frau einen neuen Kurs ein. Jetzt muss es schnell gehen. „Ey, das ist doch blöd, warum wirfst du das auf den Boden?“, platzt es ungeschickt aus mir heraus. Sie lacht nur, ruft mir „was willst du?“ hinterher.

Das muss wohl noch geübt werden.

Berlin-­Kreuzberg

163.000 Ein­wohner*innen. Unter den deutschen Großstädten gilt Berlin als Müllmetropole, in Kreuzberg gibt man sich dabei gern altruistisch und klebt bei größeren entsorgten Gegenständen wie versifften Matratzen noch den Zettel „zu verschenken“ dran.

Lilly Schröder

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