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Archiv-Artikel

Bleibt Siemens in Bocholt?

Die taiwanische Firma BenQ soll in Siemens Handy-Sparte einsteigen. Die Bocholter Arbeiter in der Siemens Festnetzsparte könnten im Siemens-Konzern verbleiben. Arbeitnehmer sind verunsichert

VON ELMAR KOK

Gibt es noch Hoffnungen für die Beschäftigten der Siemens Festnetzsparte in Bocholt? Nach Informationen der taz-nrw aus Betriebsratskreisen könnten die Beschäftigten im Bocholter Siemens Werk vorerst von den Verkaufsplänen des Konzerns verschont bleiben.

Am Wochenende sickerte durch, dass Siemens mit der taiwanischen Firma BenQ zwar einen Käufer für seine defizitäre Telefonsparte gefunden haben könnte, allerdings kann es sein, dass die Bocholter Festnetzsparte vom geplanten Joint-Venture zwischen Siemens und BenQ ausgeschlossen wird. Damit würden die Bocholter Arbeiter und Arbeiterinnen in der Siemens Familie bleiben.

Im Kamp-Lintforter Unternehmensteil, in dem Siemens Handys herstellen lässt, soll es heute eine Mitteilung über die neuen Eigentümerstrukturen des Unternehmens geben. „In Bocholt ist eine solche Informationsveranstaltung nicht geplant“, sagt der Betriebsrat des Bocholter Siemens-Werkes, Michael Stahl. Gestern verhandelten Siemens Manager noch über die Ausgliederung des Unternehmensteils. Die Struktur des neuen Unternehmens ist allerdings noch unklar. Denn während BenQ-Manager in Kamp-Lintfort zur Betriebsbesichtigung anwesend gewesen sein sollen, hat Siemens den Standort Bocholt den Taiwanern noch nicht vorgeführt. „Nach meinem Wissenstand hat sich BenQ bisher nur der Standort Kamp-Lintfort angesehen“, sagt Stahl.

Wie Siemens gibt die Firma BenQ momentan keine Auskünfte über ihre Pläne. Die Deutsche Niederlassung des Konzerns in Hamburg ist uninformiert. „Wir wissen nichts darüber, das läuft alles über Taiwan“, sagt Sprecherin Julia Bouwmann.

Die IG Metall nennt die Informationspolitik der Konzerne „katastrophal“. Was mit der Festnetzsparte des Konzerns geplant sei, „ist völlig unklar“, sagt Heinz Cholewa, Bevollmächtigter der IG Metall in Bocholt. Bisher werde ja nur über die Handy-Sparte gesprochen, sagt Cholewa. Das könne für die Beschäftigten des Standortes Bocholt auch positiv sein. „Wenn die Entscheidung Bocholt nicht betrifft, müssen einige Fragen auch nicht geklärt werden.“ Denn „die Beschäftigten haben großes Interesse daran im Konzern zu bleiben“, sagt Cholewa.

„Ich rechne damit, dass vor uns zuerst die Presse informiert wird“, sagt der Betriebsrat Stahl. „Ich halte die Informationskette für völlig daneben“, sagt er. Das Telefongeschäft von Siemens steht seit Monaten zur Disposition.

Kamp-Lintforts Bürgermeister, Christoph Landscheidt (SPD), hofft darauf, dass durch das Joint-Venture möglichst wenig Arbeitsplätze gefährdet werden. Wenigstens habe er dem Siemens Konzern die Zusage abringen können, „mich vor der Presse über die Verhandlungen zu informieren“, sagt er. Was für „die deutsche Benq NiederlassungTaiwan ist, ist für uns Siemens München“, sagt er.