KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER GENEHMIGTE STALLBAUTEN
: Nase zu und durch

Das Emsland ist ein gewaltiger Gestank, der, mehr und mehr, die BürgerInnen stört

Es klingt eindeutig: Laut Bauordnung dürfen nur Anlagen genehmigt werden, aus denen im Brandfall die Tiere gerettet werden können. Im Brandschutz-Gutachten steht, dass es unmöglich ist, 84.000 dort eingepferchte Broiler aus dem Stall zu schaffen – es sei denn das Feuer ließe sich Zeit. Was tut also der Landkreis Emsland? Er genehmigt den Stall.

Und kehrt damit zu jener Praxis zurück, die ihn binnen anderthalb Jahrzehnten zu der Region mit der höchsten Mastgeflügel-Dichte Europas werden ließ, deren Kot- und Güllewolken sich je nach Wetter bis nach Südostengland ausbreiten: Das Emsland ist ein gewaltiger Gestank, der, mehr und mehr, auch die BürgerInnen stört.

Deshalb gab’s – vor den Kommunalwahlen – einen faktischen Genehmigungsstopp. Andere Landkreise folgten dem Beispiel.

Die Wahlen sind vorbei, das Moratorium auch: Zwar ist klar, dass ein Stall, aus dem Tiere bei Feuer nicht gerettet werden können, die Pflicht nicht erfüllt, sie retten zu können. Auch ist klar, dass es dem Staatsziel Tierschutz nicht entspricht, zigtausend Hähnchen verbrennen zu lassen. Nur: während jeder bei Nichtgenehmigung seines Mastfabrikantrags vor Gericht ziehen darf, kann keiner klagen gegen diese permanente Verletzung von Grundgesetz und Bauordnung. So lange sich das nicht ändert, heißt es im Emsland: Nase zu und durch. Es ist wahrscheinlich, dass ihm auch darin andere Kreise folgen werden.