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Archiv-Artikel

kein kommentar Kurs auf das Schwarze Loch

Vor kürzester Zeit in einer allzu nahe liegenden Galaxis: Sabine Christiansen zeigt ein höchst humoriges Einspielfilmchen. Man könnte es ganz schnell vergessen. Man könnte über die Verschwendung „unserer GEZ-Gebühren“ lamentieren. Man kann sich aber auch einige Fragen stellen.

Haben Sie’s mitbekommen? Begleitet von einer ausgefuchsten und aufwändigen PR-Kampagne startete vor zwei Wochen der neue „Star Wars“-Film in Deutschland, vor einer Woche machte ein Journalist am Beispiel der Vorabend-Soap „Marienhof“ die Ergebnisse seiner Recherchen über Schleichwerbung im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen öffentlich, und am Sonntag lief mal wieder eine Folge „Sabine Christiansen“.

Zur Einstimmung auf die politische Dauerwerbesendung gab’s nach dem „Tatort“ wie in jeder „Christiansen“-Show so ein kleines Einspielfilmchen, kaum der Rede wert, das diesmal allerdings nicht ganz so schnell in Vergessenheit geraten soll wie sonst. Im Gegenteil: „Nach Ankündigungen von universellen Neuwahlen nimmt das Raumschiff des Kanzlers Kurs auf das Schwarze Loch 1.7.“, hieß es darin in Anspielung auf George Lucas’ weltbekannte Weltraumabenteuer. Und während die Hintergrundmusik einfallslos „Tadada-dih-daa“ machte, war außerdem von einer „Meuterei der rot-grünen Jedi“ die Rede, vom „Kampf um die Gunst der Galaxisbewohner“, von „Sternenkindern“ und von Angela Merkel als „Prinzessin“ … Zum Schluss und Höhepunkt des Einspielers wurde das Konterfei von Oskar Lafontaine eingeblendet, dem unter Zuhilfenahme billigster TV-Tricktechnik eine Darth-Vader-Maske übergestülpt wurde, die, rot eingefärbt, mit einem kleinen Hammer-und-Sichel-Emblem verziert worden war!

Man mag sich gar nicht vorstellen, wie sich die Macher des „wichtigsten Polit-Talks im deutschen Fernsehen“ (Eigenwerbung) beömmelt haben mochten, als ihnen dieser ausgebuffte Einfall kam: Tränen gelacht werden sie haben und unterm Tisch gelegen, hysterisch gackernd, wechselseitig in die Rippen knuffend, mit ausgestreckten Zeigefingern aufeinander zeigend, Handflächen gegeneinander klatschend, und sich nicht wieder eingekriegt vor Lachen.

Der Zuschauer indes mag sich bei Ausstrahlung zunächst gewundert haben, was für ein unquailifizierter, pubertärer Schwachsinn ihm da zugemutet wurde. Womöglich hat er anschließend sogar empört an „unsere GEZ-Gebührengelder“ gedacht. Oder er hat sich (zwei Wochen nach dem Deutschlandstart von „Star Wars“ und eine Woche nach den Enthüllungen über die ARD-Schleichwerbungspraxis) seinen ganz eigenen Reim darauf gemacht …

CHRISTOPH SCHULTHEIS