Ein paar Minuten Castor-Stopp

Immer wieder montags: Zweiter Dresdner Atommülltransport rollt seit gestern.Grün ist jetzt die PDS: Ihr Versuch, den Konvoi doch noch zu stoppen, scheitert

DRESDEN taz ■ Eine Stunde früher als von der Polizei verkündet startete gestern der zweite Rossendorf-Transport: Seit 11 Uhr rollten sechs Castoren vom ehemaligen Kernforschungszentrum Dresden – 600 Kilometer quer durch die Republik ins Zwischenlager Ahaus. Vor den Toren hatte sich diesmal nur etwa ein Dutzend Gegner eingefunden, um nach nächtlicher Mahnwache gegen die ihrer Meinung nach sinnlos gefährliche Tour zu demonstrieren. Eine Chance, die Tieflader aufzuhalten, bot sich angesichts des starken Polizeiaufgebots jedoch noch weniger als vor Wochenfrist.

Unter den Klängen von Mozarts Requiem aus den Lautsprechern der Demonstranten verließ der Konvoi mit den sechs Sattelschleppern zügig das Gelände. Nach Angaben von Andreas Herrmann, Sprecher der Dresdner Castor-Stopp-Initiative, gelang es einer neunköpfigen Gruppe bei Radeberg jedoch, den Konvoi auf dem Weg zur Autobahn aufzuhalten. Polizeisprecher Thomas Herbst bestätigte einen Stopp von mehreren Minuten. Man habe die Demonstranten wegtragen müssen und ihre Personalien festgestellt.

Der Umweltausschuss des Sächsischen Landtages hat sich gestern auf einer Sondersitzung mit den Transporten befasst – nicht auf Antrag der Grünen, sondern der PDS. Die PDS scheiterte mit dem Versuch, sie in letzter Minute doch noch stoppen zu lassen. „Ein einziger Antrag bei den zuständigen Bundesbehörden zur Fortsetzung der Lagerung in Rossendorf hätte ausgereicht, um die Transporte überflüssig zu machen“, erklärte der parlamentarische Geschäftsführer André Hahn. Stattdessen wurde der Transport gebilligt – mit den Stimmen der SPD, FDP und CDU. Und auch die Thüringer PDS übte sich in der grünen Domain – protestierte gegen den „unsinnig, gefährlich und horrend teuren“ Transport. Um seine „Windigkeit“ zu demonstrieren, ließ sie vor dem Erfurter Landtag mit Gas gefüllte Luftballons steigen.

In Ahaus protestierten unterdessen etwa 100 Schüler mehrerer Schulen, die am Vormittag ihre Klassenzimmer verließen und Straßen blockierten. Bereits am Morgen hatte ein Anti-Atomkraft-Aktivist einen Fernmeldeturm erklommen und ein Transparent mit der Aufschrift „Atomausstieg – Alles Lüge“ enthüllt. Kommt der Transport ähnlich reibungslos wie der vor Wochenfrist durch, dürfte er noch vor dem Frühstück anlanden. Kommenden Montag sollen die letzten sechs Castoren nach Westfalen geschickt werden.

MICHAEL BARTSCH