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Archiv-Artikel

Fische mögen’s gar nicht heiß

SAUERSTOFFMANGEL Naturschutzbund warnt vor Fischsterben in der Elbe. Elbvertiefungen und Algenabbau sind für Elb-Sommerloch verantwortlich

Elbfische in Not

Ausgebaggert: Seit der letzten Elbvertiefung vor zehn Jahren ist der Sauerstoffgehalt in der Elbe merklich gesunken. In den heißen Sommern 2000, 2003 und 2004 wurde die fischkritische Sauerstoffgrenze von drei Milligramm pro Liter an mehr als 35 Tagen überschritten.

■ Ausgeaalt: Erstmals seit langer Zeit erstickten nach Auskunft des BUND diesen Sommer sogar Aale.

■ Überhitzt: Je wärmer die Elbe, umso gefährdeter die Fische. Im Sommer 2003 erreichte der Fluss eine Rekordtemperatur von 27,1 Grad.

Der Naturschutzbund (Nabu) Hamburg warnt vor neuen Sauerstofflöchern in der Elbe und dem damit verbundenen Fischsterben. An der Messstation Seemannshöft sei der Sauerstoffgehalt aktuell unter den für Fische tödlichen Wert von drei Milligramm pro Liter gesunken, teilte der Nabu am Mittwoch mit.

Das Sauerstoffloch im Hafen baue sich mit zunehmender Wassertemperatur auf. Da auch kommende Woche mit sommerlichem Wetter zu rechnen sei, befürchtet der Nabu-Vizevorsitzende Alexander Porschke, dass sich das Sauerstoffloch ausdehnt und zu einer „Todeszone“ für Fische werde. Vor dem Nabu hatten vor einigen Wochen schon der BUND und „Rettet die Elbe“ vor einem Fischsterben gewarnt.

Die Umweltbehörde bestätigte gegenüber der taz den schlechten Sauerstoffwert. „Wenn das Wetter so bleibt, wird es noch härter“, befürchtet Behördensprecher Volker Dumann. Da der Elbe regelmäßig ab einer Wassertemperatur von 20 Grad die Luft ausgehe, verheiße der gestrige Messwert von 21,4 Grad „nichts Gutes“.

Schuld an dem Sauerstoffmangel ist die Algenblüte. Die im Oberlauf der Elbe entstandenen Grünalgen sterben aus Lichtmangel im tieferen Hafenwasser ab und werden von Bakterien unter hohem Sauerstoffverbrauch zersetzt. Laut Nabu können Lachs, Forelle oder Neunauge Zonen mit wenig Sauerstoff nicht durchschwimmen, erreichen somit kaum ihre Laichgebiete im Oberlauf des Elbeeinzugsgebietes. „Nach unseren Erkenntnissen hat es bislang aber nur ein vereinzeltes Fischsterben gegeben“, sagt Volker Dumann.

Für die Naturschutzverbände liegt der Grund für das alljährliche Sommerloch in den Elbvertiefungen der vergangenen Jahrzehnte, weshalb sie vor einer neuerlichen Anpassung der Fahrrinne an den Tiefgang der Container-Riesen warnen.

Da die CDU jedoch in den Koalitionsverhandlungen eine weitere Elbvertiefung durchsetzen konnte, setzt die grün geführte Umweltbehörde auf zahlreiche, zum Teil ebenfalls im Koalitionsvertrag festgeschriebene Wiederbelebungsmaßnahmen für den Patienten Elbe. Ein Wärmelastplan für Kühlabwässer soll den industriellen Wärmeeintrag in den Fluss zukünftig eindämmen, neue sauerstoffreiche Flachwasserzonen sollen geschaffen, der Düngemitteleintrag im Oberlauf der Elbe von den Anrainern zurückgefahren werden.

„Kurzfristig“, sagt Dumann, „können wir gegen den Sauerstoffmangel gar nichts tun.“ MARCO CARINI