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■ Berlin für Helden Deutschland 2012 R: Klaus Lemke, D: Saralisa Volm, Marco Barotti
„Amüsier Dich doch mal! Mach mal was!“ sagt Anna zu Henning, ihrem Ex-Freund, der sie gerade nach Berlin mitgenommen hat - und macht sich auf zu ihrem Date mit Marco Barotti. Aber der interessiert sich bald mehr für Saralisa, die mondäne Schöne, die gerade mit dem Zug in Berlin angekommen ist.
Die Möglichkeit eines solchen Paares - kleiner Italiener und großgewachsenes Glamourgirl - wie es sich ihm seinem Bekunden nach in einem Berliner Waschsalon dargeboten hat, bildet den Ausgangspunkt, den MacGuffin gewissermaßen, für Klaus Lemkes ersten Hauptstadtfilm. Denn die zentrale Liebe seines wie gewohnt guerillamäßig gedrehten Streifens ist die zwischen Saralisa und dem Schauspieler Andreas Bichler. Den holt sie schon mal aus einer Probe am Maxim-Gorki-Theater - nur, weil sie ihn jetzt gerade sehen will. Spätestens da ist klar, dass es vielleicht nicht gut gehen wird mit den beiden, die offensichtlich allergrößte Mühe haben, ihre inneren Dämonen in Schach zu halten.
Wie vor ein paar Jahren in „Dancing with Devils“ und eigentlich fast allen anderen seiner über die Jahrzehnte fürs Kino wie fürs Fernsehen gedrehten Filme geht es Lemke nur vordergründig um oberflächliches Liebesgeplänkel und schnellen Sex, von dem es auch hier freilich wieder reichlich gibt. Was den 71-Jährigen wirklich interessiert, sind die großen Gefühle und Sehnsüchte - und die Abgründe, die sich fast zwangläufig auftun, wenn man versucht sie ohne faule Kompromisse zu realisieren. Die Posen und Attitüden, wie die fast schon obligatorische Sonnenbrille oder hier das weiße T-Shirt der Motorradmarke Triumph, die einst Steve McQueen in „Gesprengte Ketten“ fuhr, fungieren dabei als Maskierung.
Mit diesen Impulsen ist Lemke natürlich nicht der Erste und längst nicht der Einzige. Und die Klischees lauern sowieso an jeder Ecke, zumal im neuen Berlin zwischen Mitte und Kreuzkölln. Aber wie er es mit seinen minimalen Mitteln (Kameramann Paulo da Silva darf nie mehr als einen Take drehen) auch hier wieder schafft, besondere Stimmungen zu erzeugen und einen für seine Figuren und deren Geschichten zu interessieren, das ist schon bewundernswert.
Sicher läuft in seinen Filmen, so auch hier, manches ins Leere, was einige dazu veranlasst hat, von Abnutzungserscheinungen zu sprechen. Geschenkt. Wie Lemkes Filme allerdings aussehen würden, wenn er sich erstmal brav hinsetzte, um ein richtiges Drehbuch zu schreiben, dann ausschließlich professionelle Schauspieler anheuerte, mag man sich nicht vorstellen. Oder nur, wenn dann auch am Schreibtisch Dialoge wie dieser entstehen: „Hast du ein Handy? Ich hab so einen Hunger!“ - „Und jetzt willst du ein Handy essen?“ - „Nein, ich wollte dir nur zeigen, wie toll ich Pizza bestellen kann.“ Eckhard Haschen
Do 21.00, Fr/Sa 21.30, So/Di 21.20, Mo 23.00, Mi 15.15, 21.30 im Abaton