: Nestbauer und Weichensteller
Bausenator Jens Eckhoff (CDU) will trotz Wohnungsleerstand verstärkt Flächen ausweisen, um in der „Stadt-Umland“-Konkurrenz zu bestehen
bremen taz ■ Die Stadt Bremen schrumpft nicht mehr. Damit dies auch weiter so bleibt, müssen mehr Einfamilienhäuser gebaut werden. So zumindest sieht es eine Forschergruppe des Berliner „empirica“-Instituts, die im Auftrag der Landesbausparkasse den Bremer Immobilienmarkt untersucht hat. Dieser Ansicht war gestern auch Bausenator Jens Eckhoff (CDU).
Mit einer grobschlächtigen Typologie versucht die Studie, Ordnung in die diffuser werdende Welt der Wohnraumeigentümer zu bringen: „Nestbauer“ und „Weichensteller“ werden ausgemacht, die den alten Hausbauer ablösen und denen die Politik entgegenkommen solle – mit liberalen Bauvorgaben etwa, die auch kreativen Hausbau gestatten.
Bausenator Jens Eckhoff (CDU) wusste bei der gestrigen Vorstellung der Studie den Empfehlungen der Forscher einiges abzugewinnen. Eben deshalb weise Bremen intensiv Bauflächen aus. Zur, wie von ihm selbstbewusst eingeräumt, „heftig kritisierten“ Erschließung ökologisch sensibler Gebiete wie Osterholzer Feldmark oder Brokhuchting gebe es keine Alternative. Nur so seien einkommensstarke, junge Haushalte mit Kindern im Stadtgebiet zu halten. Die Leitplanung für das Baugebiet Osterholzer Feldmark werde daher trotz der „bedauerlichen“ Klageerhebungen mit unvermindertem Tempo fortgeführt.
Kritiker warfen Eckhoff gestern vor, die Fokussierung der Bauförderung auf Einfamilienhäuser sei kurzsichtig und gehe an demographischen Realitäten vorbei. Statt über den mittelfristigen Bedarf hinaus Vorstadtsiedlungen auf die grüne Wiese zu setzen, sei eine sozialverträgliche Wiederbelebung existierender Geschosswohnquartiere notwendig. „Haus und Grund“-Chef Bernd Richter forderte, die Bremer Wohnqualität in bestehenden Altbauten nicht aus dem Blick zu verlieren. Eine Sicht, die der Architekt und „empirica“-Forscher Georg Sahner mit Blick auf die „Stadt-Umland-Konkurrenz“ um die gebildeten Gutverdiener ablehnte.
Christian Jakob