: Wenn es von der Zigarette zum Menschenrecht geht
Es ist in der U7, im Gewirr der Menschenmassen, in der sich diese Szene abspielt. Sie entzweit die Gemüter. Ein Obdachloser, sein Gesicht von einem Glanz der Seligkeit erfüllt: In einer Hand hat er ein Bier und neben ihm auf dem Sitz liegt eine volle Schachtel Zigaretten. Anscheinend hat er die gerade geschenkt bekommen. Er nimmt ein Schluck von seinem Bier und zieht eine Zigarette aus der Packung. Unbedarft zündet er sie an, der wachsenden Unruhe um ihn herum gar nicht bewusst.
Ein Fahrgast bittet den Obdachlosen, die Zigarette auszumachen. Doch der nimmt die Bitte des Mannes gar nicht wahr. Entschlossen versucht der, dem stillen Raucher die Zigarette zu entreißen. In diesem Moment erhebt sich eine junge Frau von ihrem Platz und sagt mit einer überzeugten Stimme: „Auch ein Obdachloser hat Menschenrechte.“ Darauf der Mann: „Aber auch für ihn gilt das Rauchverbot in der U-Bahn.“ Und schon beginnt eine Diskussion über die Rechte des Obdachlosen.
Linie U7
31.8 Kilometer.
Mit der U7 kommt man von Neukölln über Kreuzberg bis ganz in den Westen der Stadt nach Spandau. Es ist die längste U-Bahn-Linie Berlins, die komplette Fahrt dauert eine knappe Stunde. Natürlich nur, wenn die Bahn auch fährt.
Am Ende bleibt aber doch eine stille Frage in der Luft stehen: Wie vereinen wir das Recht auf Würde und die Regeln des Zusammenlebens? Derya Türkmen
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