Rote Raketen überm Wedding

WALPURGISNACHT 4.000 Demonstranten feiern sich friedlich durch den Wedding

Die Frau hat sich ihr Gesicht bunt angemalt und zwei kleine Plakate gebastelt. Das eine hält eine Freundin hoch, „Dieses Haus“, steht in roter Farbe darauf. Das andere hält sie selbst: „ist ein Spekulationsobjekt“. Alinka heißt die Frau, 55 Jahre alt, sie wohnt in der Sprengelstraße und findet die Demonstration gegen Gentrifizierung großartig. Schon aus eigenem Interesse. Ihr Haus sei schon wieder verkauft worden, an einen Hedgefonds, der versuche, die Mieter zu vertreiben. Noch zahle sie nur 212 Euro Miete im Monat für ihre 1,5-Zimmer-Wohnung, exklusive Kohle für den Ofen. Aber wer weiß, wie lange noch? Kaum hat sie ausgesprochen, steigen rote Raketen in den Nachthimmel. Jubel.

Bisher zogen die Demonstranten am Vorabend des 1. Mai durch Friedrichshain, nun führt die „Antikapitalistische Walpurgisnacht“ durch den Wedding. Rund 4.000 Menschen sind gekommen, deutlich mehr als erwartet. „Hände weg vom Wedding“, steht auf einem Transparent. „Hoch die internationale Solidarität“, ruft die Menge und „Ganz Berlin hasst die Polizei“.

Um die 1.000 haben sich vorher schon zum Konzert versammelt: Ska, HipHop, Hardcore. Der „Klassenkampf-Rapper“ Holger Burner liest eine Erklärung der Demo-Initiatoren vor: Die Müllerstraße drohe zur zweiten Kastanienallee zu werden. „Da kommt mir nur das Kotzen!“ Am Ende Zufriedenheit: viele Leute, kaum Zwischenfälle. SE

Dresscode: Schwarzer Kapuzenpulli oder Sprücheklopfer-T-Shirt

Klassenkämpferischer Anspruch: Hier läuft die Weltrevolution

Wichtigste Forderung: Kein Rassismus! Keine Yoga-Studios!

Dümmster Spruch: „Policia assassini“

Partyqualität: Hoch. Mit Bier aus Plastikbechern und Joints