: Polizei besetzt das Schulterblatt
1. MAI Die Randale in der Schanze hielt sich dieses Jahr in Grenzen, obwohl die Stimmung explosiv war
Die von der Polizei für den Abend des 1. Mai vorhergesagten Krawalle im Schanzenviertel sind weitgehend ausgeblieben. Nur vereinzelt kam es zu Rangeleien und Randale, bei denen Böller und Flaschen auf die Polizei flogen. Die setzte kurzfristig Wasserwerfer ein. 23 Menschen wurden vorläufig festgenommen, fünf Polizisten verletzt.
Unter dem Motto „Keine Alternative zur Revolution“ waren am frühen Abend zunächst 1.400 Teilnehmer am „Revolutionären 1. Mai Umzug“ von den Landungsbrücken über die Reeperbahn nach Ottensen gezogen. Es herrschte eine aufgeheizte Atmosphäre, als Böller und bengalische Feuer gezündet wurden. Die Polizei bildete daraufhin ein Spalier aus 1.000 Beamten, machte allerdings von der Drohung, mit Gewalt gegen den Marsch vorzugehen, keinen Gebrauch. Im Anschluss an die Kundgebung auf dem Spritzenplatz kam es zu Rangeleien, als die Polizei den Abmarsch der Teilnehmer durch das Einkesseln behinderte. Es entwickelten sich kurze Jagdszenen in den Straßen von Ottensen.
Zu dem Zeitpunkt versammelten sich auf der Piazza in der Schanze bereits Jugendgangs, denen schon anzumerken war, dass sie Randale nicht abgeneigt wären. Gegen 21.30 Uhr wuchs die Menschenmenge um politisch motivierte Teilnehmer an, die noch über die Vorgänge in Ottensen aufgebracht waren. „Ganz Hamburg hasst die Polizei“, skandierte die Menge. Als Flaschen und Böller auf Einsatzwagen flogen, rückte die Polizei mit einem massiven Aufgebot, vier Wasserwerfern und einem Räumpanzer vor und nahm die Straße Schulterblatt völlig in Beschlag. Sie verzichtete jedoch auf die Räumung der Piazza mit Wasserwerfern – in den vorigen Jahren Garant für Krawalle. Dennoch herrschte eine explosive Stimmung, obwohl es nur ganz vereinzelt zu Wasserwerfereinsätzen in den Seitenstraßen kam.
Mehrere Stunden patrouillierten stattdessen aufgerüstete und behelmte Polizeitrupps durch die Menge und um die Piazza, so dass sich im Laufe der Zeit groteske Szenen abspielten. Menschen verfolgten die Polizeitrupps mit Polonaisen und riefen hämisch: „Humba, humba, tätärä.“ Gegen Mitternacht kehrte Ruhe ein. KAI VON APPEN
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