: Wenn man schnell die Verbindung findet
Ich bin auf dem Rückweg meiner Radtour, als mir eine ältere Frau auffällt. Sie umklammert einen Pfosten, hängt dort mehr, als dass sie steht, merkwürdig. Ich frage, ob ich helfen kann. Nein, es gehe schon. Sie rappelt sich auf, geht mit schwankenden Schritten weiter. Sie will nach Hause in die Birkenstraße, hier ganz in der Nähe.
Meine Begleitung hat Vertrauen gefasst: Sie sei Marianne und 87 Jahre alt, sie erzählt von der Flucht aus Westpommern, ihrer Zeit als Krankenschwester, ihren Söhnen. Wir machen eine Trinkpause. „Wissen Sie, ich war früher auch berufstätig“, beginnt Marianne wieder das Gespräch, ich unterbreche und sage: „Ja, Sie haben als Krankenschwester gearbeitet.“ Ihr Kopf schießt herum: „Woher wissen Sie das?“ Oha! Ich schlage nun doch vor, die Polizei zu rufen, die kann sie nach Hause fahren. Zum Glück ist sie einverstanden. Zuständig ist die Dienststelle in Strausberg, so sitzen wir noch eine halbe Stunde unter einer Linde. Marianne erzählt und ich höre zu.
Neuenhagen
19.070 Einwohner*innen.
In der brandenburgischen Gemeinde am östlichen Stadtrand Berlins arbeitete Hans Fallada an seinem Roman „Kleiner Mann – was nun?“ Ältere Neuenhagener erinnern sich vielleicht daran.
Zum Abschied umarmt sie mich und ruft aus dem Streifenwagen: „Wir bleiben in Verbindung!“ Ganz beseelt fahre ich weiter, im Kopf den Gedanken: Auch wenn wir uns nicht immer verstehen, wenn nicht alles gleich einen Sinn ergibt: bleiben wir freundlich und in Verbindung! Kerstin Noll
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