DIE WERBEPAUSE : Billigen Sprüchen eine Chance
Magdalene K. strahlt. Wahrscheinlich weil sie es geschafft hat. Magdalene hat sich nämlich durchgesetzt. Bei der großen „Kik – der Chancengeber“-Mitarbeiterkampagne haben sie und eine Handvoll anderer, derzeit ähnlich verzückt von Plakaten grinsender Kik-Leute am Ende 700 kollegiale MitbewerberInnen ausgestochen.
Der Textildiscounter Kik hat sich bei der firmeninternen Superstarsuche für seine neueste Werbekampagne so richtig viel Mühe gegeben. Der Weg zum Fotoshooting wurde, à la DSDS und vergleichbarer gesellschaftlicher Übel, angemessen steinig gestaltet: Auf das erste „Casting“ folgte ein „Recall“ der reduzierten Bewerberschar – alles hübsch wichtig aufbereitet mit YouTube-Filmchen und Pressematerial zum Nachgucken – dann erst wurden die Kik-Superstars vor die Kamera zum „Shooting“ gebeten. Warum Magdalene K., Sven G. oder Viola P. nun unbedingt großformatig, mit Kik-roten Leibchen bekleidet und blöden Sprüchen auf der Brust (auch schön „Lieber echte Karriere als falsche Ideale“) in deutschen Innenstädten herumhängen wollen, bleibt ihr Geheimnis. Vielleicht mussten sie ja auch einfach wollen.
Die Fantasie des meist mündigen Verbrauchers gebiert spätestens seit der ARD-Doku „Die Kik-Story“ von 2010 eben allerhand Albträume: von Dumpinglöhnen für die ausgebeutete Kik-Belegschaft bis zu unschönen Szenen aus den Kik-Nähfabriken in Bangladesch – die Assoziationen sind vielfältig, „Chancengeber“ war allerdings bisher nicht dabei. Da will man nun wohl gegensteuern. Bleibt nur zu hoffen, dass der auf Polyesterkleidung aller Art aber bitte immer unter zehn Euro spezialisierte Fachhändler Kik für seine Mitarbeiter wenigstens ein paar vernünftige Baumwollshirts rausgehauen hat. Lieber volle Unterstützung als leere Versprechungen! AKL