Europäische Zentralbank bleibt auf ihrem Kurs

GELDPOLITIK Die EZB lässt sich nicht von Deutschland drängen und hält den Leitzins bei einem Prozent

FRANKFURT/M./BARCELONA rtr EZB-Chef Mario Draghi will die Politik des billigen Geldes vorläufig weiterführen. „Eine Ausstiegsstrategie wäre nach wie vor verfrüht“, sagte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag nach einer Ratssitzung in Barcelona. Man habe auf der Tagung eingehend über die geldpolitische Haltung diskutiert. „Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass sie konjunkturstimulierend ist.“ Der EZB-Rat bestätigte auch den Leitzins von einem Prozent.

Im Dezember und Februar bot die EZB den Banken extrem billiges Geld für bis zu drei Jahre an. Die Institute liehen sich insgesamt gut eine Billion Euro. Draghi mahnte, die Krisenhilfe zu Reformen zu nutzen.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler legte der EZB mit dem Verweis auf angeblich steigende Inflationsrisiken eine Abkehr von der Politik des billigen Geldes nahe.

Allerdings schreitet die Geldentwertung bislang keineswegs in einem besonders erschreckenden Tempo voran. So wird beispielsweise das billige EZB-Geld längst nicht in vollem Umfang inflationswirksam. Der Ansturm auf den zweiten Tender Ende Februar, bei dem rund 530 Milliarden Euro abgerufen wurden, erklärt sich auch daraus, dass die Banken gleichzeitig 216 Milliarden Euro zurückzahlen mussten. Dieses Geld hatten sie sich vorher von der EZB geliehen. Von der zugeteilten Summe von 530 Milliarden Euro bleiben damit netto knapp 314 Milliarden Euro übrig, die die Banken in Kredite oder in Kauf von kurzlaufenden Schuldtiteln investieren konnten. Auch die für die EZB-Zinspolitik wichtige Geldmenge M3 nimmt im langfristigen Vergleich eher wenig zu. „Inflationsrisiken gehen bislang jedenfalls von der Entwicklung der Geldmenge nicht aus“, meint zum Beispiel der Postbank-Experte Heinrich Bayer.

Umgekehrt hatte es am Finanzmarkt deshalb sogar Spekulationen gegeben, Draghi könnte signalisieren, dass die Zentralbank ihre Politik noch mehr lockern und die Zinsen noch weiter senken könnte, falls sich die Krise verschärft.

Wegen der Proteste gegen den strikten Sparkurs der Regierung in Madrid fand das Treffen der Zentralbanker in der Wirtschaftsmetropole Kataloniens unter massiv erhöhten Sicherheitsvorkehrungen statt.