: Ein Auslaufmodell für 17.500 Euro
betr.: „Der Wolf ist erledigt. Nach sieben Jahren wird mit dem Dreiliter-Lupo von VW das letzte Modell der Baureihe eingestellt. Das Ökomobil ist damit vom Tisch“, taz zwei vom 7. 6. 05
Nun ist es raus: Wenn auch nicht so lautstark wie die Markteinführung ist nun die Markt-„Ausführung“ bei VW/Audi beschlossene Sache. Man fühlt sich als der Depp. Wer einen 3L gekauft hat, ist offenbar nun freigegeben, als der Dumme dargestellt zu werden. O-Ton VW-Händler: „Was, einen 3L? Für das Geld bekommen Sie doch einen Golf!“ oder bei der Nachfrage nach einer Probefahrt: „Nee, so’n Ding hab ich nich’. Weder neu noch gebraucht. Kann ich aber vielleicht von VW kommen lassen. Kann aber fünf Wochen dauern …“ So geschehen beim Autohaus Wolfsburg!! Und ich sagte: „Danke, Wiederhören.“
Ich habe ihn trotzdem probegefahren und gekauft, wenn auch über Umwege. Doch was für ein Gefühl. Man nimmt 17.500 Euro (Becherhalter kosten eben was extra) für ein Auto „Made in Belgien“ in die Hand und erhält ein Auslaufmodell. Doch ich bin ja noch gut dran. Immerhin habe ich noch einen bekommen, und da ist der deutsche Verbraucher untertänigst dankbar. Danke, Herr Dr. Ferdinand K. Piëch und Herr Dr. Bernd Pischetsrieder. Mögen Sie zukünftig mehr Bentleys verkaufen und damit die Aktienkurseinbrüche durch andere erfolglose Modelle kaschieren.
Der mangelnde Erfolg der 3-Liter-Klasse (ich spreche nicht vom Hubraum, sondern vom Verbrauch!!!) liegt jedenfalls nicht am mangelnden Verbraucherinteresse. Wer etwas nicht verkaufen will, verkauft auch nicht, doch das wissen Sie ja. Und dass ist vielleicht auch ganz gut so. Denn immerhin war VW bis zum Todestag des Lupo 3L nicht in der Lage, ihn mit einem Rußpartikelfilter auszurüsten. Nicht als Serienausstattung und nicht als Zubehör. Auch ein Zeichen von wollen oder nicht. BODO STAAB, Leiferde
Willkommen im Club der Nostalgie-Auto-Fans! 1994/95, also vor zehn Jahren, hatte Volkswagen das erste Ökoauto weltweit: den Golf III Ecomatic. 4.000 Exemplare gebaut, kaum beworben, außer in Auto Motor und Sport (welch ein Unfug) und dann sang und klanglos beerdigt.
Als Testauto allerdings ist er supertoll gewesen. Ich traf 1976 auf Sizilien in Siracusa einen Süditaliener, der meinen Wagen in den höchsten Tönen lobte. Mein Hotelmanager hatte ihn zu mir geschickt, weil ich fast dasselbe Auto fuhr wie er, zum Verwechseln: gleiche Farbe, gleiche Sitzpolster, vielleicht nur mit einem anderen Zündschlüssel zum Starten. Heute: 355.000 Kilometer gefahren, Biodiesel 5 Liter auf 100 km/h, bei Stadtfahrt etwa 4 Liter, Kompression 1a. Weitere 100.000 Kilometer sind kein Problem, nur ab und zu ein neuer Anlasser (etwa alle 60.000 bis 80.000 Kilometer). Ein billigeres und zuverlässigeres Auto besaß ich noch nicht.
Warum macht VW eine solche Modellpolitik? Antwort: Sie lassen einige Wagen vom Band rollen, um ein serienreifes Ökoauto schnell auf den Markt bringen zu können. Aber erst, wenn die Spritschleudern nicht mehr laufen oder schärfere Umweltbestimmungen greifen. Vielleicht kommt auch wieder eine Energiekrise à la 1974.
JOHANNES PERTHEN, Hannover und Bremen