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Archiv-Artikel

„Es wird noch schlimmer“

Noch ein Diskussionsabend zur Wirtschaftskrise

Hermannus Pfeiffer, 53

Soziologe und Ökonom, veröffentlichte u. a. „Die Macht der Banken“ (1993), „Die Zähmung des Geldes“ (2000) und „Seemacht Deutschland“ (2009)Foto: Privat

taz: Herr Pfeiffer, momentan werden wieder zunehmend positive Wirtschaftsmeldungen verbreitet. Ist die Krise etwa vorbei?

Hermannus Pfeiffer: Für den Großteil der Bundesbürger kommt das Schlimmste erst noch. Die Bundesregierung hat das Geld mit vollen Händen in die falschen Kanäle ausgeschüttet. Statt in Bildung oder kommunalpolitische Programme zu investieren hat sie auch Banken gerettet, die meiner Meinung nach nicht systemrelevant sind – die HRE etwa oder auch die NORD/LB. Für diese Milliarden werden wir noch erheblich zahlen, selbst wenn die Konjunktur die Talsohle schon erreicht hat. In Hamburg sieht man die Verschuldung ja.

Hat man denn wenigstens die grundlegenden Probleme im Griff?

Die werden kaum angegangen. Politische Diskussionen wie die um Manager-Boni sind ökonomisch gesehen nur Nebenkriegsschauplätze. Ich werde heute Abend mehr über die zwei wesentlichen Prozesse sprechen: Zum einen das Aufblähen der Finanzmärkte. Und zum zweiten die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich, die auch ökonomisch hoch problematisch ist. Wer arm ist und Geld bekommt, gibt es aus und bringt es wieder in den Wirtschaftskreislauf. Wer reich ist und noch mehr Geld bekommt, legt es auf die Bank. Das hat zum Missverhältnis zwischen Geld und tatsächlichem Kapital geführt.

Wie ließe sich das lösen?

Man müsste zum Beispiel die Einkommen aus lohnabhängiger Arbeit erhöhen. Und auf der „reichen“ Seite müsste man abschöpfen. Da gibt es Vorschläge: von der Erbschafts- bis zur Vermögenssteuer. INTERVIEW: CARINA BRAUN

„Bankenkrise und kein Ende?“: 19 Uhr, Kulturladen Hamm, Carl-Petersen-Str. 76